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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 16:03 
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Beiträge: 3
Hallo :)

Bin ganz neu hier, von daher verzeiht mir bitte, wenn ich einen Fehler mache. So, jetzt zum Grund meiner Anmeldung:

Mein Pferd leidet schon seit Jahren an chronischer Bronchitis. Da sich diese für mein Empfinden verschlechtert hatte, waren wir neulich in der Klinik zur Kontrolle. Die Lunge sieht im Rahmen der Erkrankung sehr, sehr gut aus. Allerdings wurde eine Lahmheit ausgelöst durch Arthrose festgestellt. Da der Tierarzt mein Pferd "zu ruhig für die Klinikumgebung" fand, wollte er gerne auf Cushing testen. Deutliche Symptome hat er nicht, das Winterfell ist recht kurz, er hat sehr gute Hufe über die sich mein Schmied jedes Mal freut, baut seit einer Trainingsumstellung super gut Muskulatur auf, ist wohlgenährt (nicht zu dick, aber auch weit entfernt von dünn). Da er im Winter ungern aus Selbsttränken trinkt, hat er einen Bottich, mehr als 25l werden grundsätzlich nicht getrunken. Spielt, ist frech und aufmerksam.

Einziges Symptom könnten ständig tränende Augen sein, dieses Problem besteht allerdings schon seit sieben Jahren, ohne, dass man eine Ursache fand. Kann Cushing so lange ohne weitere Symptome vorhanden sein? Pferd ist jetzt 16.

Der ACTH Wert war mit 49pg/ml grenzwertig. Laut TA besteht ab einem Wert von 50 Cushing. Ich solle deswegen sofort mit dem Pergolid anfangen. Ich bin die letzte Person auf Erden, die was gegen Medikamente hat oder aus Kostengründen auf eine Therapie verzichtet. Aber das fühlt sich einfach falsch an, da für mich einfach nichts auf Cushing hindeutet. Mein Haus TA meint auch, im Leben wäre er nicht auf Cushing gekommen, möchte sich dem Klinik TA aber nicht widersetzen. Allerdings meinte der Haus TA, dass der Wert durch Schmerzen (durch die Lahmheit) und vor allem Stress durch den langen Transport (90 Minuten) und die unangenehmen Untersuchungen in der Klinik verfälscht sein könnte. Stimmt das? Erhöht Stress den ACTH Wert wirklich deutlich? Gestresst war mein Pferd definitiv, nur ist das für Außenstehende schwer zu sehen, da er bei Stress nicht hektisch wird, sondern "zur Salzsäule erstarrt". Also genau das, weswegen er überhaupt nur getestet wurde.

Würdet ihr sofort mit den Tabletten anfangen? Oder warten und den Test zu Hause in Ruhe wiederholen?
Ich danke euch sehr für eure Hilfe.
LG Lisa


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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 18:47 
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Beiträge: 11658
Hallo und herzlich Willkommen im Forum :hallo:

Nein, ich persönlich würde NICHT antherapieren wollen weil weder das ACTH noch klinische Auffälligkeiten Grund dafür bieten und Beweisführend für ein ECS wären.
Eindeutige ECS Werte siedeln sich zumeist im mehrere Hunderterbereich an und davon ist dein Pferd weit entfernt. Gepaart ohne ECS typische Symptome sehe ich da diesbezüglich aktuell keinen Handlungsbedarf.

Allerdings muß man auch betonen das hohes ACTH und typische ECS Symptome wie Hirsutismus, Hufrehe (übrigens meistens eines der ersten Symptome) ein Cushing Verdacht bestätigen.
Ist das ACTH hingegen innerhalb der Referenz schließt dies nicht pauschal ein Cushing aus.

Wir hatten hier ein Pferd (Pinta von ultra) wo weder der Dexamethason Suppressionstest noch das ACTH auffällig waren sondern lediglich klinische Symptome zum ECS passten.
Irgendwann hat Ultra dann antherapiert und siehe da, Pinta hat offensichtlich ein Cushing, profitierte von dem Prascend und benötigte in Folge auch irgendwann eine Dosisanpassung nach oben weil sie wieder Symptome entwickelte.
Das sind aber Ausnahmen, sollten aber zumindest nicht unerwähnt bleiben.

Ein ECS entwickelt sich tatsächlich über Jahre unbemerkt ehe es auch für den Laien offensichtlich wird, eine Hufrehe zu beklagen ist, das Pferd abnimmt obwohl das Futter erhöht wurde, diffuse Lahmheiten zu beklagen sind, Sehnen und Bänderprobleme, atrophierte Rückenmuskulatur und nicht zuletzt gehäuft schwer therapierbare Infekte auftreten.
Immer wieder tränende Augen können durchaus ein Hinweis sein das das das Pferd ECS hat, allerdings nicht schon 7 Jahre lang und nicht wenn es die einzige Auffälligkeit ist.
Gordos Pummel zeigt unter Anderem damit das sein Prascenddosis nicht mehr passen könnte.

Das ACTH ist oftmals erst nur zum jahreszeitlichen Hoch im September aber noch nicht unbedingt dauerhaft erhöht.
Ab Sommersonnenwende steigt bei allen Pferden das ACTH kontinuierlich an (Cirkadiane Rhythmik) und erfährt im September sein jahreszeitliches Hoch, bei Cushis hingegen steigt es ungleich höher an als bei den Gesunden.
Von daher ist das gegenüber früherer Annahme bei Cushingverdacht dann zu testen, am besten mit einem kombinierten EMS/ECS Gesamtprofil nachzulesen im ABC meiner Signatur) weil das EMS, IR und ECS sich überlagernde Symptome haben und diese drei Stoffwechselschräglagen gegeneinander abgegrenzt oder jede für sich diagnostiziert zu haben.

Eine IR (Insulinresistenz) ist übrigens nicht nur eine eigenständige Erkrankung sondern Robustrassen als Überlebensstrategie um bei Kargheit in freier Wildbahn zu überleben in die Wiege gelegt und ein häufiges Symptom des Cushing und metabolischem Syndrom.

Das aber nur alles damit du ein wenig Überblick bekommst worauf man alles achten muß und welche Zusammenhänge es gibt die neben dem ACTH entscheidend sind ob man antherapiert oder nicht.

Der m.E. nicht einmal grenzwertige ACTH von 50 ist mit Sicherheit dem Stress und auch Schmerzgeschehen geschuldet weil es darunter gerne ansteigt, aber eben geringfügig und keinesfalls in eindeutig pathologische Bereiche.
Die beginnen wie bei meinem Anton damals mit ACTH von 925 und meiner Hermine 3080 was natürlich Anlass gab sofort anzutherapieren.

In deinem Fall würde ich bei dem was ich von dir gehört habe sagen: Lass es! Aber teste gerne nochmal zum September hin um zu sehen ob sich vielleicht etwas entwickelt.
Das sollte ab einem gewissen Alter sowieso quasi als Vorsorge jährlich geprüft werden.

Atme also durch und mach dich nicht verrückt und freue dich an deinem Schnuckel und das er so gut drauf ist :2daumenhoch:

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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 19:39 
Von mir auch Willkommen :hallo: .

Wie alt ist das Pferd und was für eine Rasse?

Mein Shetty hatte damals eine ACTH von über 750, ich habe gleich mit Pergolid angefangen, inzwischen gebe ich unter strenger Kontrolle aber keins mehr.


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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 20:28 
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Registriert: 09.01.2019, 23:07
Beiträge: 2233
Wohnort: im schönen Norden
Hallo und willkommen hier im Forum!
Ich entnehme Deinem Text, dass Du Dich schon etwas ins Theam Cushing eingelesen hast und finde es gut, dass Du Dich erst noch mit Deinem Haus-Tierarzt besprochen hast und Dich selber informierst. Grundsätzlich finde ich den Ansatz des Klinik-TAs gut, einem Verdacht nachzugehen. Es gibt häufiger Pferde, bei denen lange unerkannt Cushing vorliegt und erst bei eindeutigen Problemen wird die Erkrankung erkannt. Aber nach Deiner Beschreibung fehlt eine typische Symptomatik. Deswegen würde ich ebenfalls noch nicht antherapieren, sondern den ACTH-Test zum Herbst hin wiederholen.
Stress kann den Wert erhöhen und das kann tatsächlich bei euch den fast Grenzbereich erklären. Oder vielleicht enttarnt ihr die Erkrankung zufällig frühzeitig, dann würde ich erwarten, dass sich bis zum Herbst eventuell weitere Symptome einstellen und der ACTH-Test dann unter heimischen Bedingungen einen erhöhten Wert zeigt. Das schreibe ich nicht, um Dich zu beunruhigen, sondern aufmerksam zu machen und Dein Pferd in den nächsten Monaten zu beobachten.

Mein Pferd hatte beim 1. ACTH-Test "nur" einen Wert von 54. Pummel (Spitzname, nicht die Figur :mrgreen: ) hatte aber verschiedene, immer deutlicher werdende Symptome und ich habe nach der Ursache gesucht. Er ist ein Kandidat, der sich zwar schnell aufregt und gestresst ist, das scheint aber so sehr sein Alltag zu sein, dass ich bisher dadurch keine falsch erhöhten ACTH-Werte feststellen konnte. Stattdessen sind die Werte bei unpassender Dosierung und eindeutigen Symptomen bisher immer nur zweistellig gewesen, aber oberhalb des Referenzbereiches. Ist er gut eingestellt, sind die Werte in der Norm und er zeigt keine seiner auffälligen Symptome. Dazu zählt v.a. Müdigkeit, Zurückgezogenheut und Antriebslosigkeit bei einem normalerweise extrovertierten, lauffreudigen Araber. Auch tränende Augen habe ich schon als mögliche Anzeichen festgestellt. Er hat dann vermehrt schleimige Absonderungen, keine flüssigen Tränen.

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Viele Grüße
Gordo

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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 21:06 
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schnulli hat geschrieben:
Mein Shetty hatte damals eine ACTH von über 750, ich habe gleich mit Pergolid angefangen, inzwischen gebe ich unter strenger Kontrolle aber keins mehr.


Hier muß man die besonderen Umstände beachten und sich mit dem Shetty von schnulli beschäftigt haben um diesen Satz richtig zu verstehen.
Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht!
Wenn definitiv ein ECS vorliegt wird natürlich auch bei schnulli mit dem Goldstandard Prascend (Pergolidmesilat) ohne wenn und aber behandelt und das durchgängig, lebenslang!
Leichtfertiges Herunterdosieren oder Absetzen kann nämlich schlimmsten Falles letal enden weil das Cushing eskaliert und man es nicht mehr beherrscht bekommt, siehe Miro von Spirit.

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BeitragVerfasst: 23.02.2021, 21:27 
eff-eins hat geschrieben:
schnulli hat geschrieben:
Mein Shetty hatte damals eine ACTH von über 750, ich habe gleich mit Pergolid angefangen, inzwischen gebe ich unter strenger Kontrolle aber keins mehr.


Hier muß man die besonderen Umstände beachten und sich mit dem Shetty von schnulli beschäftigt haben um diesen Satz richtig zu verstehen.
Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht!
Wenn definitiv ein ECS vorliegt wird natürlich auch bei schnulli mit dem Goldstandard Prascend (Pergolidmesilat) ohne wenn und aber behandelt und das durchgängig, lebenslang!
Leichtfertiges Herunterdosieren oder Absetzen kann nämlich schlimmsten Falles letal enden weil das Cushing eskaliert und man es nicht mehr beherrscht bekommt, siehe Miro von Spirit.


Deswegen hatte ich die strenge Kontrolle erwähnt.


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BeitragVerfasst: 24.02.2021, 10:56 
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Beiträge: 3
Guten Morgen :)

Vielen dank für eure netten, ausführlichen und hilfreichen Antworten! Das beruhigt mich sehr, dass ihr mein Bauchgefühl bestätigt. Vielen Dank auch für die vielen weiteren Infos. Ich hatte mich zwar schon ein bisschen eingelesen, aber das ist ja auch immer so eine Sache, es wird leider auch viel Mist geschrieben oder Hersteller wollen ihre Produkte verkaufen...

Guter Hinweis mit dem jahreszeitlichen Hoch! Ich hatte gedacht, ich lasse den Wert in drei, vier Wochen noch mal testen. Aber vermutlich macht das dann zum Herbst hin mehr Sinn, oder? Sollten sich Symptome einstellen, würde ich natürlich früher kontrollieren und bei einem gestiegenen Wert im heimischen Stall auch mit der Therapie beginnen.

Mein Pferd ist 16 und ein Friesen Andalusiermix. Also vermutlich schon prädestiniert für eine IR. Er ist ein guter Futterverwerter, aber mit ausreichend Bewegung, passendem Heu (Zuckergehalt liegt bei 5,9%, der Fruktangehalt bei 1,6%) und einem engen Heunetz habe ich die Figur gut im Griff.

Ich würde gerne ein Bild anhängen, aber das ist riesig groß. Wie kriege ich die Bilder hier denn in einem Format hochgeladen, dass es nicht den ganzen Bildschirm ausfüllt?

Vielen Dank und liebe Grüße
Lisa


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BeitragVerfasst: 24.02.2021, 11:18 
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Beiträge: 11658
Das klingt nach einem guten Plan und ich registriere es mit Freude das du den Herstellern mit all ihren Versprechen kritisch begegnest.
Stell das Foto einfach ein, wir verkleinern es dann Forentauglich.

Ich würde dir empfehlen mal im Rahmen der ACTH Kontrolle das EMS/ECS Gesamtprofil machen zu lassen um zu schauen wie es im Kohlenhydratstoffwechsel aussieht. Deine Fütterung mit dem Zuckerarmen Heu bei moderater Arbeit ist aber genau das Richtige um den KH Stoffwechsel gesund zu erhalten :2daumenhoch:

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BeitragVerfasst: 24.03.2021, 11:51 
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Registriert: 23.02.2021, 15:39
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Ich wollte hier noch mal Rückmeldung geben. Mir hat das Thema keine Ruhe gelassen und ich habe den ACTH Wert noch mal bestimmen lassen. Dieses mal gut vorbereitet in der heimischen Umgebung, ohne Stress. Und siehe da, der Wert liegt bei 19 pg/ml :2daumenhoch:. Ich denke, damit sind wir weit, weit entfernt von Cushing.

Ich bin so erleichtert und sehr froh, nicht gleich mit den Tabletten angefangen zu haben. Werde den Wert jetzt aber trotzdem einmal im Jahr bzw. bei Symptomen natürlich eher bestimmen lassen.

Viele Grüße und danke für eure Bestätigung, nicht gleich mit den Tabletten anzufangen!


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BeitragVerfasst: 24.03.2021, 13:24 
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Na siehst du, durchatmen, vorsichtig aufkommende Hysterie beiseite packen und sich informieren ist immer ein guter Plan wie dein Fall jetzt zeigt.
Dein Beispiel zeigt einmal mehr das man auch Aussagen von TÄ nicht per se unreflektiert Glauben schenken sondern immer alles hinterfragen sollte.

Schön das du eine zumindest jährliche Kontrolle des ACTH in deinem Kalender vermerkt hast um nichts zu versäumen :2daumenhoch:

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