Homöopathische und phytotherapeutische Therapien bei akuter Hufrehe
sowie die zukünftige Haltung und Fütterung des einmal an Hufrehe erkrankten und damit lebenslang disponierten Pferdes
(Pferdeanzeiger 05/05)
Zu Beginn der Therapie der akuten Hufrehe steht zwingend eine Darmsanierung und Herstellung einer Darmsymbiose = Lebensgemeinschaft der Darmbakterien (bei einer Hufrehe Erkrankung gelangen Endotoxine des Darmraums durch eine geschädigte Darmschleimhaut in die Blutbahn). Wirksame Vorbeugung sowie Therapieschwerpunkt der akuten Hufrehe muss also im Darmraum (dort befinden sich 80 % der Immunzellen) ansetzen. Ein optimal funktionierender Intestinal- und Digestionstrakt (Verdauungssystem) ist der beste Schutz vor der Hufrehe Erkrankung!
Weiterhin steht die Entgiftung und Ausscheidungsförderung im Vordergrund der Therapie, damit Toxine abgebaut werden können. Darüber hinaus legt der ganzheitlich arbeitende Tierheilpraktiker seine Therapie aus auf die Durchblutung, die Unterstützung des Gesamtstoffwechsels, das Herz- und Kreislaufsystem sowie die Blutverdünnung und Unterstützung der Funktionalität des gesamten Bewegungsapparates.
Hufrehe ist eine multifaktorielle Erkrankung. Multifaktoriell bedeutet, dass in der Regel zu den Veränderungen am Huf ein hoher Blutdruck, Herz- und Kreislaufprobleme, Durchblutungsstörungen, Gerinnungsstörungen und Veränderungen der Fließeigenschaften des Blutes auftreten. Toxine verursachen Störungen der Nieren und der Leber. Weiterhin entsteht die oben geschilderte Darmdysbiose und Endotoxämie. Muskeln, Knochen und Bänder werden durch die typische Schonhaltung und veränderte Belastungssituation der Extremitäten ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Stehen hormonelle Imbalancen in Verdacht Mitverursacher der Hufrehe zu sein, so sollte eine Regulation des Hormonhaushaltes in die Therapie miteinbezogen werden. Findet man Gründe in der Psyche, da das Pferd beispielsweise vor der Erkrankung erhöhten Stressfaktoren ausgesetzt war, müssen diese unmittelbar ausgeschaltet werden.
Selbstverständlich müssen lokal an den Hufen durch fachgerechte Arbeiten des Hufschmiedes/Hufpflegers alle Maßnahmen getroffen werden, welche sich heilungsfördernd auswirken können. Erleichterung für das betroffene Pferd schafft das Kühlen und Wässern der Hufe, ideal wäre ein Schlammauslauf oder das mehrmals tägliche ca. halbstündige „in einen Bach“ oder „in Eimer stellen“ der betroffenen Hufe. Darüber hinaus dürfen sich Pferde – wie bereits in Teil 1 geschildert – nur auf weichem Boden bewegen.
Naturheilkundlich stehen uns verschiedene Therapieformen zur Verfügung:
Homöopathische Mittel:
Homöopathische Mittel regen die Selbstheilungskräfte des Organismus an und lösen bei gesunden Pferden die Krankheitssymptome aus, die das kranke Pferd aufweist. Voraussetzung einer homöopathischen Therapie ist also, dass ausreichende Selbstheilungskräfte zur Verfügung stehen. Weiterhin dürfen homöopathische Mittel nicht prophylaktisch gegeben werden, da eine Wirksamkeit nur gegeben ist, wenn die Krankheitssymptome vorhanden sind, denn würde man gesunden Pferden das auf die Krankheit passende Mittel mit all seinen Symptomatiken verabreichen, so würde das gesunde Pferd genau diese Krankheitssymptome entwickeln!
Homöopathische Mittel eignen sich demnach ausschließlich für den akuten Fall und dürfen nicht als Vorbeugung vor erneuten Reheschüben verabreicht werden.
Im akuten Fall haben sich vielerlei Einzel- und Komplexhomöopathika bewährt, je nach Symptomatik, auslösenden Faktoren und Konstitution beispielsweise
Nux vomica, Apis, Traumeel, Zeel, Beladonna, Aconitum, Bryonia und Arnica, um nur einige aufzuzählen. Die zu wählende Potenz der Homöopathika richtet sich nach Dauer der Erkrankung.
Isopathische Mittel/Nosoden:
Sind homöopathisch hergestellte Mittel, die aus Krankheitskeimen, Bakterien und organischem Material bestehen. So besagt die Isopathie: Aufgetretene verschiedene höhere Entwicklungsformen von beispielsweise Pilzen, Parasiten und Bakterien werden in niedere Phasen zurückgeführt, welche über die Ausscheidungsorgane den Körper verlassen. Isopathische Mittel und Nosoden sind bei Hufrehe im akuten Stadium ebenfalls gut einsetzbar, wenn beispielsweise im Blut mittels der Dunkelfeldmikroskopie ein Befall durch die parasitäre Phase festgestellt wurde.
Phytotherapie:
Der große Vorteil der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) liegt darin, dass diese sowohl im akuten Stadium der Hufrehe, als auch dauerhaft zur Prophylaxe einsetzbar ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die Zusammenstellung verschiedener Kräuter eine speziell auf die Ursache sowie auch Symptomatik der Hufrehe-Erkrankung abgestimmte Kräutermischung zum Einsatz kommen kann.
Aus diesem Grunde therapiere ich die Hufrehe-Erkrankung grundsätzlich mit der Phytotherapie. Reicht das Wirkungsspektrum der Phytotherapie im Einzelfall einmal nicht aus, dann setze ich zusätzlich homöopathische und/oder isopathische Mittel ein! Das Einsatzspektrum von Kräutern ist sehr vielfältig, so haben viele Kräuter grundsätzlich eine sehr positive Wirkung auf den Intestinal- und Digestionstrakt, da die in den Kräutern enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente vom Darmraum essentiell benötigt werden, um eine Symbiose aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen. Wird die Kräutermischung komplettiert durch entgiftende, entwässernde, blutreinigende, entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Kräuter, so ist dies eine gute Basis, im akuten Fall auf den Heilungsverlauf positiv Einfluss zu nehmen sowie auch vor weiteren Hufrehe-Schüben eine gute Prophylaxe zu erzielen. Ein weiterer Vorteil ist, dass getrocknete Kräutermischungen pur gefüttert werden können sowie auch jeglichem Futter, auch Saftfutter, was für die meisten Hufrehe-Kandidaten die einzige Krippennahrung ist, beigemischt werden können, ohne an Wirksamkeit zu verlieren, wie bei homöopathischen, isopathischen Mitteln und auch bei Nosoden bekannt. Kräuter verlieren – dies ist zumindest meine Erfahrung und die vieler betroffener Pferdehalter – auch nicht an Wirksamkeit bei Dauergebrauch! Auch die Individualität ist bei einer Kräutermischung weniger zu berücksichtigen, als bei homöopathischen Mitteln. In der Homöopathie arbeiten wir oft mit sogenannten Konstitutionsmitteln, die das Tier mit all seinen Eigenarten, Symptomatiken, Erkrankungen, seinem ganzen Wesen und Charakter berücksichtigen. Grundsätzlich ist bei Wahl der richtigen Homöopathika immer auf das Individium zu achten, bei Kräutern, die im Gegensatz zur Homöopathie, die mit Informationen arbeitet, Materie sind, berücksichtigt man Ursachen und Symptome der Hufrehe und kann so mit einer Mischung speziell abgestimmt auf die Erkrankung selbst und nicht auf das individuelle Tier, arbeiten. Beim Kauf von Kräutern sollte unbedingt auf die Deutsche Arzneibuch Qualität geachtet werden, da diese dafür bürgt, dass die Stoffe, die eine positive Wirkung erzielen, auch in der erforderlichen Menge enthalten sind.
Eine speziell für die Hufrehe-Erkrankung entwickelte getrocknete Kräutermischung in Deutscher Arzneibuch Qualität sowie eine flüssige Pflanzenmischung, welche im akuten Fall beide gleichzeitig gefüttert werden sollten, finden Sie beispielsweise auf meiner Homepage.
Die zukünftige Haltung und Fütterung des disponierten Pferdes:
Die Rückfallquote der einmal an Hufrehe erkrankten Pferde ist immens hoch, aus diesem Grunde sollte man zukünftig einige Faktoren beachten:
Weidegang:
Während der akuten Phase einer Hufrehe strengstes Weideverbot!
Nach Ausheilung der akuten Hufrehe und einer Wartezeit von ca. 3 Wochen mit völliger Symptomfreiheit können die betroffenen Pferde wieder langsam angeweidet werden. Voraussetzung ist, dass die Weide überständig, das heißt hoch und mit möglichst kargen, durch die Überständigkeit bräunlichen Gräsern bewachsen ist.
Es hat sich in keiner Weise bewährt, Pferde auf abgegrasten kurzen Weiden zu halten: Dies liegt daran, dass kurze Gräser grundsätzlich über mehr Nährstoffe (Protein, Fruktane, Energie) verfügen, als verblühte lange Gräser. Die Weidezeit sollte, beginnend mit 10 Minuten, weiter langsam über mehrere Wochen gesteigert werden. Im Regelfall können Pferde mit ausgeheilter Hufrehe – wie ihre Artgenossen auch – 24 Stunden Weidegang genießen. Ideal ist gerade für Pferde mit Disposition zur Hufrehe – allerdings auch für andere Pferde – eine Offenstallhaltung mit ganzjährigem Zugang zur Weide. Der Pferdeorganismus kann sich langsam auf die beginnende Vegetation einstellen und hat keinerlei Probleme beim Übergang zur Vegetation der Weide, das lästige Anweiden entfällt und die Pferde leben – wie ursprünglich – im Einklang mit der Natur, was ihnen am Besten bekommt!
Eine weitere Voraussetzung ist, dass möglichst wenig Nährstoffe im Gras sind, was eine Düngung (außer mit Kompost) ausschließt. Dass so sehr für Pferde angepriesene Weidelgras enthält leider auch den höchsten Fruktan-, Energie- und Proteingehalt! Sinnvoll ist also, bei Nachsaat/Neusaat auf Weidelgras zu verzichten und weniger gefährliche und somit kärgere Gräser, wie Wiesenfuchsschwanz, Wiesenlieschgras, Knaulgras, Rotschwingel, Wiesenrispe und Wiesenschwingel einzusäen. Nicht nur der Fruktangehalt ist bei diesen Gräsern reduziert im Vergleich zum Weidelgras, sondern auch Protein und Energie, was nicht nur unserem Hufrehe-Pferd, sondern auch den anderen ehemaligen Steppenbewohnern zu Gute kommt.
Überständige braune Gräser werden leider leicht zur Utopie, wenn man bedenkt, wie wenig Fläche dem einzelnen Pferd aufgrund Mangel an Weidefläche zur Verfügung steht. Wie dieses Problem im Einzelfall zu lösen ist, bleibt individuell! Als Grundsatz sollte man jedoch beachten, dass die besten Chancen zur Vermeidung von erneuten Schüben auf ungedüngten und extensiv bewirtschafteten Weideflächen bestehen, extensiv heißt ebenso, nicht mehr als 1 Pferd pro Hektar Weidefläche zu halten (der genaue Maßstab lautet nicht mehr als 1,4 Großvieheinheiten pro Hektar), eine Überweidung ist somit ausgeschlossen und ebenfalls etliche Geilstellen sowie allzu viel wucherndes Unkraut! Zu bedenken ist weiterhin, dass Pferde von Natur aus gewohnt sind auf kargen Flächen zu grasen und nicht auf ursprünglich auf Mast angelegten Hochleistungsweideflächen, wie man sie allzu häufig antrifft.
Der Einsatz von Pestiziden ist auf unseren Pferdeweiden selbstverständlich tabu!
Fütterung:
Während der Weidezeit und ausreichendem Futterangebot durch die Weide sollte keinerlei Getreide gefüttert werden.
Erlaubt sind lediglich Rauhfutter, Kräuter und Saftfutter!
Während der Stallperiode sollte größter Wert auf eine naturgemäße Fütterung gelegt werden unter Verzicht synthetischer Zusätze. Das betroffene Pferd sollte weder zu dick, noch zu dünn sein, die Fütterung ist individuell auszurichten. Wird aufgrund Abmagerung Getreide benötigt, so sollte beispielsweise Hafer oder eine Mischung aus Hafer/Gerste/Mais gefüttert werden. Auch Heucobs und Rübenschnitzel (in Maßen) oder natürliche Müslis ohne Zusätze sind erlaubt. Für schwerfuttrige Pferde empfehlen sich Vollkorn-Bits. Saftfutter bis 2 KG Möhren und 4 Äpfel täglich sind ganzjährig erlaubt. Rauhfutter sollte je nach Futterzustand ohne Begrenzung bzw. 1,5 KG Heu pro 100 KG Gewicht gefüttert werden. Zur Aufwertung des Futters bei schwerfuttrigen Pferden eignet sich bestens Schwarzkümmelöl.
Empfehlenswert ist auch der Einsatz von Ingwer in der Fütterung (nähere Informationen bei:
www.pferdeglueck.de).
Bei der Fütterung sind individuelle Faktoren zwingend zu berücksichtigen, da nicht nur – wie häufig angenommen – kleine fette Ponys an Hufrehe erkranken, sondern häufig auch abgemagerte Warmblüter, Vollblüter mit bester Figur und alle anderen Rassen bei unterschiedlichem Futterzustand!
Pferde, welche eine Disposition zur Hufrehe aufzeigen, reagieren auf sämtliche äußeren und inneren Einflüsse sehr sensitiv und häufig wird ein erneuter Schub durch Faktoren ausgelöst, an die der Pferdehalter in keiner Weise denkt, da ein Zusammenhang auf den ersten Blick nicht erkennbar ist! Pferdehalter von betroffenen Pferden sollten gut abwägen, ob Impfungen und Medikamente unbedingt notwendig sind; regelmäßige Wurmkuren sind erforderlich, auf unbekannte Entwurmungspasten sollte verzichtet werden, man sollte sich auf bewährte Präparate auch weiterhin verlassen, welche das betroffene Pferd bisher gut vertragen hat.
Auch der Einsatz von synthetischen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen sollte möglichst vermieden werden zugunsten natürlicher Nährstoffe.
Ebenso sollten Heu und Stroh jährlich vom Vertragsbauer eingekauft werden, denn auch hier lauert eine Gefahr infolge von Pestiziden, Düngemitteln und eventuellen Giftpflanzen im Futter.
Einmal bewährte Futtermittel, Weiden, Medikamente, Wurmkuren und alles Weitere sollten unbedingt beibehalten werden, vor Experimenten – egal in welcher Form – muss gewarnt werden!
Weniger ist oft mehr und Experimente schaden meist mehr, als sie nutzen!
Prophylaktisch hat sich die ganzjährige Fütterung der getrockneten Kräutermischung in DAB-Qualität Rehe-Ex bewährt sowie die mindestens zweimal jährliche Fütterung im Frühjahr und Herbst der Biologischen Hufkur. Beide Produkte sind aus der Praxis und Therapie von Hufrehe-Pferden entwickelt worden und sind ausschließlich im Tierheilkundezentrum erhältlich.
Soweit die oben genannten Faktoren eingehalten wurden, haben wir bisher
- trotz Weidegang und häufig praktizierter Offenstallhaltung mit ganzjährigem Zugang zur Weide – keinerlei Rückfälle verzeichnen können:
Zentrum für ganzheitliche Tierheilkunde, C. Nehls, Bad Driburg,
Tel.: 0173/5157633, Fax: 05648/963334,
www.tierheilkundezentrum.de (Erfahrungen und vieles mehr zum Thema Hufrehe)
E-Mail:
tierheilpraxis1@t-online.de
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Herzlichen Dank für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle.