Naturheilkundliche Vorbeugung und Therapie der Hufrehe Erkrankung
unter Einbeziehung der Ganzheitlichkeit
(Pferdeanzeiger 03/2004)
Definition der Hufrehe (Pododermatits diffusa aseptica):
Unter Hufrehe ist eine multifaktorielle Krankheit zu verstehen, bei der die Pododermatitis aseptica diffusa (nichteitrige Huflederhautentzündung) nur ein Teilaspekt ist.
Der folgende Bericht bezieht sich weder auf die Belastungsrehe, noch auf die Geburtsrehe oder die durch den Genuss von stark konzentrierten Giftstoffen (z. B. giftigen Pflanzen) ausgelösten Hufrehe.
Ein Erfahrungsbericht
1999 erkrankte meine damals dreijährige Haflingerstute Sina an Hufrehe. Sina kam als Absetzerin im Alter von 6 Monaten zu uns. 1996 war ich weder ausgebildete Tierheilpraktikerin noch hatte ich mich eingehend mit dem Thema Fohlenaufzucht/Pferdefütterung beschäftigt. So glaubte ich - wie andere ihr Pferd liebende Pferdehalter auch - Sina mit Fohlenaufzuchtsfutter, dem sogenannten Fohlenstarter, eine wunderbare Grundlage zum Heranwachsen mit auf den Weg geben zu können.
Damit Mangelerscheinungen weitgehend ausgeschlossen werden konnten, fütterte ich ihr zusätzlich ein synthetisch hergestelltes Mineralfutter als Ergänzung der täglichen Ration. Darüber hinaus erhielt sie Rauh- und Saftfutter. Unseren ersten Winter erlebte Sina nachts in Boxenhaltung, tagsüber auf der Weide. Ab August 1997 dann in Offenstallhaltung mit 24-stündigem Weidegang. Da wir auch die Weidepflege ernst nahmen, bekämpften wir wachsendes Unkraut mit Unkrautvernichtungsmittel (statt dies auszumähen..) und düngten die Weideflächen mit künstlichem Dünger. Selbstverständlich hatten unsere Pferde nach diesen Prozeduren jeweils 12 Wochen Weideverbot und durften lediglich in dieser Zeit auf den Auslauf.
Im Herbst 1999 dann der Schock: Hufrehe!
Wie konnte das nur passieren? Ich zermarterte mir den Kopf, was ich denn falsch gemacht hatte und kam zu dem Schluss: nach gängiger Meinung war alles völlig in Ordnung, ich hatte alles richtig gemacht!
Damit wollte ich mich jedoch nicht zufrieden geben und sog alles in mich auf, was ich über die Hufrehe Erkrankung ausfindig machen konnte.
Nur am Rande sei hier erwähnt, dass Sina im gleichen Jahr an Sommerekzem erkrankte. Beide Erkrankungen manifestierten sich im Abstand von einigen Wochen und dann noch zu einer unüblichen Jahreszeit: im Herbst!
Vieles Gelesene brachte mich überhaupt nicht weiter, teilweise waren die Aussagen gegensätzlich, teilweise bestätigten sie mich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Eine wirklich differenzierte Auseinandersetzung mit den Themen Hufrehe, Sommerekzem und Pferdefütterung brachte mir dann einige Erkenntnisse, jedoch letztlich immer noch nicht des Rätsels Lösung!
Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir ca. 15 Pferde und Ponys im Stall mit den gleichen Bedingungen wie Sina. Natürlich war die Fütterung individuell verschieden, aber die Weideflächen und sonstigen Bedingungen doch die gleichen. Obwohl wir mehrere – rein optisch – zur Hufrehe disponierte Ponys im Stall hatten, erkrankte ausschließlich Sina. Wären demnach Fruktane die Ursache dieses Übels, warum erkrankten dann nicht alle Pferde unter gleichen Weidebedingungen? Wäre ein zu großes Angebot an Kohlehydraten oder/und Protein die Ursache, warum erkrankten dann nicht weitere im Überschuss versorgte Pferde? Würden nur übergewichtige schwerfällige Ponys erkranken, warum dann nicht auch die anderen in unserem Stall gehaltenen? Warum erkrankte mein 25-jähriges Pony, welches zum Weidegang kiloweise Kraftfutter, Melasseschnitzel und Luzerne bekam, nicht?
All diese Fragen konnte mir kein Mensch und keine Literatur beantworten, also gab ich mich daran, meine eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln. Vieles, was ich las, bereitete mir den Weg zu den eigenen Erfahrungen und einige theoretisch erworbene Kenntnisse ließen sich in der Praxis bestätigen. Ein ganz großes Lob an meine damalige Tierärztin: Sie wusste, dass ich mich seit geraumer Zeit mit der Naturheilkunde befasste, sah von sämtlichen Experimenten ab und gab mir stattdessen handfeste Tipps zur ganzheitlichen Regulation mit auf den Weg.
Die Gründe der Entstehung sind bis heute weitgehend ungeklärt. Es gibt einige Thesen und Erklärungen, jährlich neue Spekulationen, wenig wissenschaftlich fundierte Kenntnisse und keinerlei einheitliche Ursache. Dies liegt an der Komplexität dieser Erkrankung. Sicher führen bei manchen Pferden zu viele Kohlehydrate, ein Übermaß an Protein, Übergewicht, vielleicht auch eine zu hohe Aufnahme von Fruktanen, psychische oder hormonelle Störungen zur Hufrehe. Offen bleibt die Frage, warum erkranken unter gleichen Bedingungen nicht alle Pferde, nicht einmal alle Pferde ein und derselben Rasse oder Zucht? Diese Frage lässt sich allgemein nicht beantworten: hier spielen Zucht, Aufzucht, genetische Disposition, Hormonhaushalt, Organe und Organsysteme, umweltbedingte Einflüsse, Toxine, Medikamentengabe und vieles mehr eine Rolle. In fast allen mir bekannten Fällen war es eine Vielzahl von Gründen, eine Vielzahl unglücklich zusammentreffender Bedingungen und ein Zeitpunkt, der gerade dieses Pferd für diese Erkrankung empfänglich machte.
Primäre Ursache der Hufrehe ist jedenfalls eine falsche Fütterung, hier ist man sich einig:
eine Überversorgung ebnet zwangsweise den Weg zur Hufrehe Erkrankung, da Entgiftungsorgane durch den Abbau nicht benötigter Nährstoffe überfordert sind, da Intestinal- und Digestionstrakt vorgeschädigt sind und somit nur noch das „Tüpfelchen auf dem i“ fehlt, um das Organsystem des betroffenen Pferdes völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen und dies ist letztlich der eigentliche Auslöser der Hufrehe Erkrankung!
Die letzten 5 Jahre haben für mich zweifelsfrei gezeigt, dass wirksame Prophylaxe auf einige Grundsätzlichkeiten der Pferdehaltung beschränkt ist:
Naturgemäße Haltung:
- viel freie Bewegung (Offenstallhaltung) auf weitläufigen extensiv bewirtschafteten Weideflächen,
- keinerlei künstliche Dünge- und Unkrautbekämpfungsmittel (stattdessen Düngung mit kompostiertem Pferdemist, Unkrautbekämpfung von Hand).
Eine an die Natur angelehnte, nicht übermäßige Fütterung:
- Rauhfutter zur freien Verfügung in einwandfreier Qualität, Heu mit seinem höheren Rohfaser- und niedrigerem Proteingehalt statt Silage,
- Saftfutter ohne erhöhten Nitratgehalt,
- dauernde natürliche Unterstützung der Entgiftung (unsere Umwelt versorgt das so sensibel reagierende Pferd grundsätzlich mit Toxinen) optimalerweise durch entgiftend wirkende getrocknete Kräutermischungen in DAB-Qualität, welche gleichzeitig durch ihre natürlich vorkommenden Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Flavonoide, Kieselsäure und sekundären Pflanzenstoffe eine optimale Versorgung mit o. g. Nährstoffen sicherstellen,
- so wenig negative Umwelteinflüsse wie möglich (keinerlei Hochspannungsmasten, Mobilfunkantennen, Hauptstraßen, Autobahnen usw. in unmittelbarer Nähe der Pferde),
- sauberes nitrat- und bleifreies Wasser,
- befriedigende Sozialkontakte und stabile Herdenzusammensetzung (kein ständiger Wechsel: eine Herde, in der jedes Pferd sich wohl fühlt),
- liebevoller und pferdegerechter Umgang,
- so wenig Stress wie eben möglich,
- regelmäßige fachgerechte Hufkorrekturen,
- Medikamentation nur bei Erforderlichkeit (wissenschaftlich erwiesen ist, dass ein Auslöser – vor allem im Depot injiziert – der Hufrehe Erkrankung Kortison ist),
- nicht zuletzt ein wacher Blick des Pferdebesitzers, welcher Befindlichkeitsstörungen des Pferdes unmittelbar wahrnimmt, um schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen (vor einem Rehe Schub wurde oftmals eine Atemwegserkrankung des Pferdes wahrgenommen).
Der Tierheilpraktiker wird sowohl zur wirksamen Prophylaxe bei disponierten Pferden als auch bei einer Hufrehe Erkrankung sein Augenmerk auf eine ganzheitliche Therapie stützen, welche oben aufgeführte Faktoren berücksichtigt.
Eine homöopathische, isopathische oder/und phytotherapeutische Medikaton erfolgt folgendermaßen:
Zu Beginn der Therapie steht zwingend eine Darmsanierung und Herstellung einer Darmsymbiose (bei einer Hufrehe Erkrankung gelangen Endotoxine des Darmraums durch eine geschädigte Darmschleimhaut in die Blutbahn). Wirksame Vorbeugung muss also im Darmraum (dort befinden sich 80 % der Immunzellen) ansetzen. Ein optimal funktionierender Intestinal- und Digestionstrakt (Verdauungssystem) ist der beste Schutz vor der Hufrehe Erkrankung.
Weiterhin wird die Entgiftung und Ausscheidungsförderung im Vordergrund stehen, damit Toxine abgebaut werden können. Darüber hinaus legt der ganzheitlich arbeitende Tierheilpraktiker seine Therapie aus auf die Durchblutung, die Unterstützung des Gesamtstoffwechsels, das Herz- und Kreislaufsystem sowie die Blutverdünnung.
Denn multifaktoriell bedeutet, dass in der Regel zu den Veränderungen am Huf ein hoher Blutdruck, Durchblutungsstörungen, Gerinnungsstörungen und Veränderungen der Fließeigenschaften des Blutes auftreten. Toxine verursachen oftmals Störungen der Nieren und der Leber. Weiterhin entsteht die oben geschilderte Darmdysbiose und Endotoxämie.
Stehen hormonelle Imbalancen in Verdacht Mitverursacher der Hufrehe zu sein, so erfolgt eine Regulation des Hormonhaushaltes. Findet man zusätzlich Gründe in der Psyche, da das Pferd beispielsweise vor der Erkrankung erhöhten Stressfaktoren ausgesetzt war, müssen diese unmittelbar ausgeschaltet werden.
So verschieden die Auslöser auch sein mögen, an erster Stelle steht immer eine Optimierung der Fütterung des Pferdes!
Sina lebt heute in Offenstallhaltung mit ganzjährigem Zugang zu knapp 9 Hektar extensiv bewirtschafteter Weideflächen. Im Sommer steht sie kniehoch (siehe Fotos) im Gras ohne jemals wieder erkrankt zu sein. Seither hat nicht nur Sina, sondern zahlreiche weitere Pferde und Ponys, neue Lebensqualität durch Beachtung der oben genannten Faktoren gewonnen:
Im Grunde scheint die Vermeidung einer Hufrehe Erkrankung gar nicht schwer zu sein!
Weitere Informationen unter:
www.ganzheitliche-tierheilkunde.de THP C. Nehls, Zentrum für ganzheitliche Tierheilkunde, Tel.: 05648/963335, Fax: 05648/963334, E-Mail:
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Herzlichen Dank für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle.