Hufrehe – die Ätiologie ist bis heute nicht in allen Einzelheiten geklärt
(Ponys & Kleinpferde 2004)
Die Hufrehe (Pododermatitis diffusa aseptica oder aus dem Englischen Laminitis) ist eine multifaktorielle Erkrankung, bei der die Pododermatitis diffusa aseptica, welche die Veränderungen am Huf beschreibt, nur ein Teilaspekt ist.
Als Ursachen für die Entzündung der Huflederhaut werden einerseits innere, Stoffwechselerkrankungen und Vergiftungen, angesehen, andererseits äußere, wie Überbeanspruchung, Überlastung, nicht fachgerechte Hufkorrektur oder fehlerhafter Beschlag.
Bei einem akuten Hufrehe Schub kommt es zu Allgemeinstörungen und sehr schmerzhaften Veränderungen im Bereich der betroffenen Hufabschnitte. Symptomatisch sind weiterhin hoher Blutdruck, Gerinnungsstörungen, Fieber, Herz- und Kreislaufstörungen. Im Vordergrund steht eine Durchblutungsstörung der Huflederhaut, welche sich aus zwei verschiedenen Mechanismen zusammensetzt: Zum einen besteht eine Gerinnungsstörung und eine Veränderung der Fließeigenschaften des Blutes. Zum anderen besteht eine Schädigung der Gefäße selbst. Eine Trennung ist nicht möglich, da sich beide Mechanismen gegenseitig bedingen. Unklar ist, ob die Allgemeinstörungen durch die Hufrehe Erkrankung entstehen oder erst zu den Veränderungen am Huf, also der Hufrehe, führen. Der hohe Blutdruck beispielsweise wird mitverantwortlich gemacht für das Geschehen im Huf, da längerfristig erhöhter Blutdruck die Wände der kleinen Gefäße vorschädigt und so der Hufrehe Erkrankung „Tür und Tor“ öffnet, könnte jedoch auch erst durch die Schmerzen bedingt während der Erkrankung entstehen. Eine Blutgerinnungsstörung führt sicher mit zur Erkrankung und ist vor den makroskopisch sichtbaren Veränderungen vorhanden, da bewiesen ist, dass Heparin als blutgerinnungshemmendes Mittel die Entstehung der Hufrehe verhindern kann. Im Blut eines an Hufrehe erkrankten Pferdes wird ein Absinken von Thrombozyten (Gerinnungszellen) wenige Stunden nach Ausbruch der Erkrankung festgestellt werden. Blutgerinnungsstörungen werden von einigen Geschlechtshormonen, Stresshormonen und Korticoiden hervorgerufen sowie auch weiter verschlimmert.
Kortison ist also zur Therapie der Hufrehe absolut kontra indiziert!
Die Literatur beschreibt eine Minderdurchblutung im Kapillarbett, eine Ischämie. Im scheinbaren Widerspruch hierzu steht die deutlich vermehrte Blutfülle in den Hauptgefäßen der Zehe. Die Aktivierung von Shunts (Querverbindungen zwischen Arteriolen und Venolen, die das Blut am Kapillarbett vorbei umleiten) erklärt diesen Widerspruch. Nicht eindeutig nachgewiesen ist, ob Shunts von Endotoxinen oder körpereigenen Hormonen aktiviert werden, wenn das Kapillarbett geschädigt ist. Diskutiert wird auch erst das Abklemmen der Venolen, wodurch das Kapillarbett einmal voll Blut laufen würde, bevor dann nichts mehr geht (Hämorrhagie). Die Durchblutung im Kapillarbett kommt jedenfalls zum Erliegen. Mehr oder weniger Blutflüssigkeit tritt ins Gewebe aus und es entsteht ein Ödem. Zum Teil verlassen auch feste Blutzellen das Gefäßbett und es entsteht eine Blutung. Es entsteht ein sehr starker Druck im Huf. Die austretende Flüssigkeit erzeugt im Huf, der ja durch die feste Hornkapsel nicht dehnbar ist, einen massiven Druckschmerz. Dieser Druck verengt die kleinen Gefäße, in denen die Durchblutung nicht mehr funktioniert, weiter. Erliegt die Durchblutung eines Bereichs vollständig, stirbt das Gewebe ab, es entsteht eine Nekrose. Dieses sich immer mehr verselbständigende Herdgeschehen ist im weiteren Verlauf verantwortlich für Hufbeinsenkung, Hufbeindrehung und im schlimmsten Falle für das Ausschuhen (Verlust durch vollständige Lösung/Zusammenhangstrennung der Hornkapsel). Bei der Belastungsrehe sieht man als chronische Spätschäden häufig nur die Hufbeinsenkung ohne Drehung. Die Belastungsrehe stellt auch in soweit zu den anderen Hufrehe Formen eine Ausnahme dar, da die Ursachen der Belastungsrehe eindeutig sind: übermäßige Belastung (Überlastung der Pferde auf hartem Boden, nach längerem Stehen z. B. während Auto, Flug- oder Schiffstransporten, länger andauernde Mehrbelastung einer Gliedmaße infolge Schonung der Nachbargliedmaße usw.). Die Geburtsrehe entsteht kurz nach dem Abfohlen infolge einer Nachgeburtsverhaltung oder einer intrauterinen Infektion.
Die Hufrehe Erkrankung kann weiterhin ausgelöst werden durch Infektionen, im Gefolge von Influenzainfektionen und anderen Atemwegsproblemen (diese finden sich manchmal in der Vorgeschichte ca. 14 Tage vor Ausbruch der Hufrehe), von Gastroenteritiden (Koliken, Durchfallerkrankungen, Darmentzündungen, wie beispielsweise die Kolitis, die als Folge schwerer Koliken und Schlundverstopfungen auftreten kann und für sich schon eine lebensgefährliche Erkrankung darstellt) und nach Impfungen. Hormonelle Imbalancen und Stress stehen ebenfalls als Auslöser zur Diskussion. In der Literatur ebenfalls beschrieben wird, dass Hufrehe ausgelöst werden können soll nach Aufnahme größerer Mengen kalten Wassers.
Bewiesen ist, dass die Therapie mit Glucocorticoiden zu den Auslösern zählt.
Die Fütterungsrehe wird ausgelöst durch Aufnahme einer für das betreffende Pferd zu großen Menge von Getreide – auch Müsli besteht aus Getreide - (da stellt sich die Frage, wie viel Getreide benötigt das jeweilige Pferd und keine Fütterungstabelle kennt die Antwort!). Die Bakterienflora verändert sich im Zäkum, es kommt zur Zunahme der milchsäurebildenden Bakterien, die Darmsymbiose (Lebensgemeinschaft der Bakterien) wird gestört und es kommt zur Dysbiose: Durch Zunahme der Milchsäure und Abfall des PH-Wertes werden Endotoxine freigesetzt. Bei der toxischen Rehe sind exogene Toxine (Giftstoffe), wie z. B. der Genuss von falscher Akazie, Eicheln, Wicke und Herbizide verantwortlich oder auch endogene Toxine, welche vom Organismus selbst gebildet werden. Das krankmachende Prinzip ist bei allen Stoffwechselveränderungen und Vergiftungen im weitesten Sinne dasselbe: Die Darmsymbiose wird gestört, die Darmwand wird durchlässiger, Milchsäure und Toxine wandern in die Blutbahn und führen zur inneren Vergiftung, der Endotoxämie, und lösen so die Hufrehe aus (mit Ausnahme der Belastungsrehe).
Auf die meisten der mir mit Hufrehe vorgestellten Pferde und Ponys trafen die oben ausgeführten Entstehungsgründe der Hufrehe nicht zu. Die Hufrehe kam sozusagen „aus heiterem Himmel“: Die Ponys hatten weder die Hafertonne geplündert, wurden nicht kürzlich geimpft, litten an keiner Influenza oder anderen Atemwegsinfektion in der Vorgeschichte, hatten nicht kürzlich Kortikoide erhalten und es waren auch keine anderen erkennbaren Gründe als Ursache bekannt.
Obwohl die Ätiologie bis heute ungeklärt ist, die genauen Ursachen für das Entstehen der Hufrehe also weitgehend unklar, scheint es meiner Erfahrung nach den Gesetzen der Ganzheitlichkeit eine wirksame Prophylaxe selbst bei zur Hufrehe disponierten Ponys und Pferden zu geben.
Zentrum für ganzheitliche Tierheilkunde (Stationäre Aufnahme von Pferden mit Hufrehe sowie gesunde Kräutermischungen speziell bei Hufrehe und Hufproblemen), THP C. Nehls, Bad Driburg,
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