Zu der Annahme, dass die Insulinresistenz und die Hyperinsulinämie (Hyper...ämie = Überproduktion) die gemeinsamen ursächlichen Faktoren des metabolischen Syndroms seien, tritt seit kurzem eine neue, dass möglicherweise nicht die Hyperinsulinämie, sondern die Hyperleptinämie eine der treibenden Kräfte des metabolischen Syndroms seien.
So unterstützen Studien an der israelischen Sandratte (einem ausgezeichneten Modell für Adipositas, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes) Theorien, dass peripheres (peripher = im äußeren Körperbereich) Leptin entweder bei der Insulinresistenz oder bei der Modulation der Insulin-Empfindlichkeit eine Rolle spielen könnte. In einer Studie, in der diese Tiere soviel fressen durften, wie sie konnten, ging es ihnen wie den Menschen: sie wurden hyperglykämisch, hyperinsulinämisch, wiesen höhere Triglycerid- und Cholesterinspiegel, größere Fettspeicher und ein größeres Körpergewicht auf. Ferner wiesen diese Tiere höhere Leptinspiegel auf, die unabhängig vom Körpergewicht der Tiere mit einer Insulinresistenz einhergingen, ein Phänomen, das auch beim Menschen beschrieben wurde. Diese Beobachtung unterstützt die Hypothese, daß eine Hyperleptinämie und Leptinresistenz bei der Ausbildung des metabolischen Syndroms eine wesentliche Rolle spielen.
Diese Leptinresistenz könnte auf der Ebene des zentralen Nevensystems auf ein "Bevorratungs-Gen" zurückzuführen sein, das einige Lebewesen für eine Adipositas (= Fettleibigkeit) und einen Diabetes anfällig macht. Im Kampf ums Überleben würde diese Leptinresistenz einen entwicklungsgeschichtlichen Vorteil darstellen, da damit große Mengen an Nahrung (wenn sie denn vorhanden sind) aufgenommen werden können, ohne dass der Appetit durch das Leptin unterdrückt würde. Was aber zuvor ein entwicklungs-geschichtlicher Vorteil war und das Überleben in Hungerzeiten ermöglichte, führt nun in Zeiten des Überflusses zu Insulinresistenz. Deshalb sind eine vernünftige Ernährung sowie eine gesunde Bewegung logische Konsequenzen der Prophylaxe.
Wie beim Tier kommt es wahrscheinlich auch beim Menschen beim Übergang von Diabetes-Vorstadien in einen Typ-2-Diabetes zu einer ähnlichen Abfolge wie bei der israelischen Sandratte. Und hier bietet sich Metformin mit seiner Fähigkeit, die Insulinresistenz zu verringern, dazu an, vor einem Übergang einer krankhaften Glukosetoleranz zum manifesten Typ-2-Diabetes zu schützen. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Gruppe der Glitazone, Insulinsensitiver; hingewiesen, deren Bedeutung abschließend noch nicht beurteilt werden kann.
Leptin * - Hormon der Fettzellen *(griechisch: "leptos" = dünn)
Es ist als Genprodukt des obese-gene auf Chromosom 7q32 ein 16 kDa schweres Fettzellen-spezifisches Protein aus 146 Aminosäuren. Der peripher messbare Leptinspiegel hat eine enge Wechselbeziehung (korrelliert in über 90% der Fälle streng positiv) zum BMI sowie zur Körperfettmasse. Bei Frauen finden sich unabhängig vom Körpergewicht höhere Leptinspiegel als bei Männern. Gewichtsreduktion senkt auch den Leptinspiegel. Die Leptinsekretion unterliegt einem Kortisol-ähnlichen 24-Stunden-Rhythmus (Sinha et al. 1996; Saladin et al. 1995) mit einem Maximum in den frühen Morgenstunden und einem Minimum mittags. Die Freisetzung erfolgt pulsierend (Licinio et al. 1997). Insulin, Glukokortikoide, ß-Agonisten und cAMP steigern die Leptinsekretion, Beeinflussung durch Kälte und freie Fettsäuren vermindern die Leptinsekretion.
Leptin wird von den Fettzellen als Hormon in die Blutbahn freigesetzt (Considine et al. 1996), bindet an den Leptinrezeptor des Plexus choroideus (Lynn et al. 1996) und hemmt zentral sowohl die Synthese von NPY (Neuropeptid Y) im Nucleus arcuatus hypothalami als auch die Freisetzung von NPY im Nucleus paraventricularis hypothalami (Dryden et al. 1995; Stephens et al. 1995; Campfield et al. 1995; Schwartz et al. 1996). NPY hemmt die Wärmeerzeugung und stellt den stärksten derzeit bekannten Stimulator der Nahrungsaufnahme dar. Da Leptin die NPY-Wirkung hemmt, kommt es infolge der Leptinwirkung also zu einer Hemmung der Nahrungsaufnahme und zu einer Enthemmung der Thermogenese.
Weshalb aber bleiben adipöse hyperleptinämische Individuen dennoch adipös? Möglicherweise weisen hyperleptinämische adipöse Patienten einen Leptinrezeptordefekt auf - eine Leptinresistenz, wie dies in einigen Tiermodellen, siehe oben, gezeigt wurde. Diese in Tiermodellen gezeigten Leptin-Rezeptor-Mutationen wurden jedoch beim Menschen bislang nicht gefunden (Considine et al. 1995). Möglicherweise bestehen Beziehungen zwischen Rezeptorpolymorphismen (polymorph = vielgestaltig) und der Adipositas (Chagnon et al. 2000). Die Rolle des Leptins scheint jedenfalls noch lange nicht umfassend geklärt zu sein, vermutlich greift es nämlich noch in mehrere andere Regelkreisläufe, wie z. B. das Fertilitätssystem (Chehab et al. 1996) und das blutbildende System (Gainsford et al. 1996) ein.
http://www.diabeticus.de/~tyc/
"Anmerkung: dies ist der Versuch, eine Publikation von Stefan A. Schreiber (Original:
http://www.diabetes-hamburg.de ) für medizinische Laien zu "übersetzen",
gefunden
http://community.netdoktor.com/ccs/de/d ... ion/viewme ssage/index.jsp?forumId=183&threadId=866155&messageId=928373&view=true