Geschrieben Donnerstag, April 28, 2005 @ 07:34:43 by E.S.
Kleiner Exkurs, um überhaupt Fütterungsempfehlungen geben zu können.
.
Diabetes - was ist das eigentlich?
Wie bei Menschen mit Diabetes ist der Körper eines erkrankten Tieres meistens nicht mehr in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Das hat massive Folgen für den gesamten Stoffwechsel, denn neben dem Kohlenhydrat- sind in Folge auch Fett- und Eiweißstoffwechsel gestört. Diese Stoffwechselentgleisung zieht wiederum massive Schäden im Körper nach sich. Schlimmstenfalls kann es zur Erblindung oder zum Tod des geliebten Tieres kommen. In der Tiermedizin werden die Ursachen des Diabetes in drei Gruppen unterteilt:
1. Insulinabhängiger Diabetes
2. Insulinunabhängiger Diabetes
3. Sekundärer Diabetes
Sowohl die Behandlung als auch die eventuellen Folgeschäden einer unterlassenen Behandlung sind abhängig von der Ursache der Erkrankung. Diagnose und Behandlung müssen immer aus einer engen Zusammenarbeit zwischen Haustierarzt und Tierbesitzer resultieren.
1. Insulinabhängiger Diabetes (vergleichbar dem Typ 1 des Menschen) Bei dieser Form des Diabetes „hungern“ die Körperzellen des Tieres geradezu nach Zucker. Er ist zwar im Blut vorhanden, kann jedoch nicht in die Zelle gelangen. In einem solchen Fall melden die Alarmsysteme des Körpers „Hunger“ und das Tier bemüht sich, durch gesteigerte Futteraufnahme dem entstehenden Mangel entgegenzuwirken. Bei einer fett- oder eiweißreichen „Diät“ kann es jedoch die aufgenommenen Nährstoffe nur unzureichend verwerten. Unsere Hunde oder Katzen nehmen also ab, obwohl sie mehr fressen! Die Ursachen werden auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückgeführt: Erbliche Anlagen, Virus-Infektionen (z.B. Parvovirose), Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen (z.B. Inselzellamyloidose) zählen dazu.
2. Insulinunabhängiger Diabetes (vergleichbar dem Typ 2 des Menschen)
In manchen - bei Haustieren sehr seltenen - Fällen spricht man vom insulinunabhängigen Diabetes. Hier produziert die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, der Körper kann dieses jedoch nicht normal verwerten. Charakteristisch sind in diesem Fall die verzögerte Insulinausschüttung und eine Insulinresistenz der Zielorgane. Letzteres bedeutet, dass die Zielorgane einfach nicht auf dieses Hormon reagieren. Über diese Form des Diabetes bei Tieren ist noch wenig bekannt, man geht jedoch davon aus, dass sie unbedeutend ist.
3. Sekundärer Diabetes
Der Begriff „sekundärer Diabetes“ bedeutet, dass diese Form der Zuckerkrankheit auf eine andersartige Grunderkrankung zurückzuführen ist. Der sekundäre Diabetes ist gewissermaßen nur ein Symptom, also eine Folgeerscheinung, eines anderen Leidens. Als Ursachen kommen ein Bauchspeicheldrüsenkrebs oder eine –entzündung, eine Schilddrüsenüberfunktion oder die Verabreichung Diabetes erzeugender Hormone (z.B. Kortison) in Frage.
Beim Pferd wurden die meisten beschriebenen Fälle von Diabetes mellitus im Zusammenhang mit einem so genannten Cushing-Syndrom festgestellt. Dieses Syndrom kann durch eine übermäßig lange Kortisongabe oder durch eine spezielle Krebsart ausgelöst werden. Bei diesem Krankheitsbild führt die erhöhte Produktion des körpereigenen Kortisons zum sekundären Diabetes.
Autor: Dr. med. vet. Henrik Hofmann, Butzbach
www.diabetes-world.net/55663/diabetes-b ... -betreffen
Insulinresistenz
Insulin Resistenz (Diabetis mellitus, Typ II) bedeutet ein vermindertes Ansprechen der Zielorgane auf Insulin
Bei Vorliegen einer Insulin-Resistenz kann die mit der Nahrung aufgenommene Glukose nicht in die Zellen aufgenommen werden. Auf Grund des Energiemangels in den Zellen wird die Glukoseneusynthese in der Leber angeregt. Die Folge ist eine weitere Steigerung der Blutglukose. Bei Überschreiten der Glukoseschwelle in der Niere wird Glukose mit dem Urin ausgeschieden. Da Glukose eine osmothische Wirkung hat, wird zusätzlich Flüssigkeit ausgeschieden. Es kommt zu einer vermehrten Urinproduktion und dadurch zu vermehrtem Durst.
Weiterhin versucht der Körper den Energiemangel in den Zellen durch Fettabbau zu kompensieren. Diese Fette gelangen in die Leber und können aber aufgrund des Energioemangels nicht verbraucht werden, so daß sich eine Fettleber bildet. Eine weitere Möglichkeit ist, daß zur Energiegewinnung Proteine, insbesondere Muskelproteine abgebaut werden. Die dabei entstehenden Aminosäuren können für die Glukoseproduktion genutzt werden. Mit zunehmendem Proteinabbau kommt es zur Abmagerung, Schwäche und schlechter Wundheilung.
Die Fütterung eines solchen Tieres sollte eine konstante Energiemenge und viel Rohfaser enthalten. Leicht verdauliche Kohlenhydrate (z.B. Glukose) sollten vermieden werden, also keine zuckerhaltigen Futtermittel
Diabetes bei cushingoiden Pferden
Doch die im Moment häufigste Ursache für Diabetes beim Pferd ist das CushingSyndrom, was aber nicht heißt, daß alle Cushing-Pferde automatisch Diabetes haben/bekommen.
Leidet also ein Pferd mit Cushing zusätzlich an Diabetes, verliert es Zucker über den Urin, dabei magern Pferde oft ab, bekommen Hufabszeße oder Hufrehe und der Verantwortliche Stoffwechseldefekt (Cushing) bleibt meist unerkannt.
Beim Cushing Syndrom ist die Rückkopplungzwischen der Nebennierenrinde und der Hirnanhangdrüse gestört. D.h: Die Hirnanhangsdrüse schüttet bei Streß soviel vom Steuerungshormon ACTH aus, wie der Körper Cortisol braucht. Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und mobilisiert die Energiereserven aus Fettgewebe und Leber, die ein Pferd bei Flucht oder Höchstleistung braucht. Ist genug Cortisol im Blut drosselt die Hirnanhangsdrüse die produktion des ACTH´s und die es wird kein Cortisol mehr von der Nebennierenrinde freigegeben. Der Rückkopplungeffekt. Ist das Pferd an Cushing erkrankt, schickt die Hirnanhangsdrüse zuviel ACTH ins Blut und die Nebennierenrind produziert unkontrolliert Cortisol, das neben Fett und Kohlenhydraten auch Eiweißaus aus den Speichern ins Blut freigibt.
Eiweiß wird im Blut in Zucker umgewandelt und der Blutzuckerspiegel steigt. Das versucht die Bauchspeicheldrüse zu regulieren, indem sie nur wenig oder kein Insulin mehr ins Blut gibt. Insulin wird aber gebraucht um den Blutzucker in die Leber, Muskel-, oder Fettzellen zu transportieren, wo er als Energiespeicher deponiert wird. Ist also kein Insulin mehr im Blut steigt der Blutzuckerspiegel, bis der Zucker letztlich in die Niere gelangt und über den Urin ausgeschieden wird.Der viele Zucker im Urin bindet Wasser, was bewirkt das das Pferd mehr Uriniert und dann zum Ausgleich auch wieder mehr saufen muß.
Behandelt werden betroffene Pferde derzeit mit einem Mittel aus der Humanmedizin: Pergolid. Es unterbricht diesen Teufelskreis und drosselt die ACTH Produktion.
Cushing ist zwar nicht heilbar, aber mit diesem Mittel können die meisten Pferde jahrelang beschwerdefrei leben.