……...Eine Unterscheidung zwischen den beiden Syndromen (EMS, ECS) kann neben bestimmten klinischen Hinweisen (z.B.fehlender Hirsutismus und im allgemeinen jüngere Tiere beim EMS) vor allem durch das Ergebnis des Dexamethasonsuppressionstestes und der Plasma-ACTH-Bestimmung erfolgen (JOHNSON et al., 2004e).
Beim ECS erfolgt keine Suppression des Kortisolwertes durch das exogen zugeführte Glukokortikoid und der ACTH-Spiegel ist erhöht, beim EMS sind beide Ergebnisse normal (JOHNSON et al., 2004e).
Saisonale Variationen sollten jedoch nach den Erkenntnissen von DONALDSON et al. (2005) bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.
In manchen Fällen können im Anfangsstadium des Equinen Cushing-Syndroms falsch negative Testergebnisse auftreten.
Ebenso können beim EMS die ACTH- und Kortisolwerte erhöht sein, wenn nicht darauf geachtet wurde, in einer schmerz- und stressfreien Phase zu testen (JOHNSON et al., 2004e). Diese Überschneidungen sind besonders interessant, da neuere Studien gezeigt haben, dass oxidativer Stress/chronische Insulinresistenz zu einem Verlust der dopaminergen Innervation der melanotropen Zellen der Pars intermedia und somit zum ECS führt (McFARLANE et al., 2005). Es wäre somit denkbar, dass das EMS eine Vorstufe zum ECS ist. Dieser Ansatz würde auch zu dem Wissen passen, dass Ponyrassen etwas häufiger an ECS erkranken und dass viele der Cushing - kranken und nunmehr abgemagerten Tiere in jüngeren Jahren übergewichtig waren (JOHNSON et al., 2004e). Tab. 1 stellt die Krankheitsbilder nochmals gegenüber.
Die Unterscheidung beider Syndrome ist vor allem für den therapeutischen Ansatz wesentlich.
Während beim Equinen Cushing-Syndrom die Therapie der Wahl in der lebenslangen Substitution von Dopaminagonisten besteht (WLASCHITZ et al., 2000), versucht man das EMS hauptsächlich durch Bewegung und diätetische Maßnahmen (insbesondere Reduktion des glykämischen Index, Lipotoxizität spielt beim Pferd nicht so eine große Rolle wie beim Menschen, da die Ration im allgemeinen weniger als 2 Prozent Fett enthält) in den Griff zu bekommen (JOHNSON, 2002).
Dabei hat sich herausgestellt, dass bereits tägliche leichte Arbeit zu einer deutlichen Verbesserung der Insulinresistenz führt (POWELL et al., 2002).
Diät alleine reicht zumeist nicht aus,
um eine deutliche Gewichtsreduktion zu bewirken, sondern kann sogar - wenn zu radikal durchgeführt - zu einem metabolischen Ausnahmezustand führen, in dem der Körper mit aller Macht unter Verstärkung der Insulinresistenz versucht, seine Reserven aufrechtzuerhalten (KING u. MANSMANN, 2004).
Bewegung wäre also das Mittel der Wahl, ist aber nicht in jedem Fall möglich. Wenn das Pferd starke Reheschmerzen hat, ist Bewegung aus zweierlei Gründen kontraindiziert: Zum einen aufgrund der negativen biomechanischen Auswirkungen auf den Huf und zum anderen aufgrund einer Verstärkung des chronischen Stresses und somit der Kortisolausschüttung (JOHNSON et al., 2004d).
Zudem kann es bei sehr alten Tieren sogar zu einer Rebound-Hyperinsulinämie nach der Arbeit kommen, vermutlich, um die Glukosespeicher in der Muskulatur wieder aufzufüllen
QUELLE