Fachinformationen zum Thema Equines Cushing Syndrom
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Equines Cushing und Metabolisches Syndrom

03.06.2006, 07:34

Equines Cushing und Metabolisches Syndrom beides zusammen möglich!!


Equines Cushing-Syndrom (ECS)
Hyperadrenocortizismus: Cortisol
• beim Pferd fast ausschließlich zentral

hypophysäres Cushing-Syndrom
• Hund: 15 % adrenales Cushing-Syndrom
• iatrogenes Cushing-Syndrom
• ektopes Cushing-Syndrom
• Inzidenz ca. 0,5 %
• Pferde und Ponys ab 15 Jahren

Equines Cushing-Syndrom (ECS)
• Pferd:

Adenom der Pars intermedia der Hypophyse
(zwischen Neurohypophyse und
Pars distalis der Adenohypophyse)
• Synonyme:
- Pituitary Pars Intermedia Disease (PPID)
- Dysfunktion der Pars intermedia (DPI)
• Druck auf Hypophyse, Hypothalamus
und kapilläre sowie neurale Verbindungen
zwischen Hypothalamus und Hypophyse

Fette
• Lipolyse
- Hyperlipidämie
• Fettumverteilung: „Stammfettsucht“
- Weidebauch
- „Fett“-Hals (Oberlinie)
- Fettdepots über Orbitae

Proteine
• Aminosäurenabbau
- Muskelabbau
(lange Rückenmuskulatur, Kruppe)
• (gestörtes Haut- / Haarwachstum)

Symptome
ein oder mehrere der folgenden:
• Pferd „wird alt“
• Polyurie / Polydypsie (Pferd selten, Hund)
• Polyphagie (Pferd selten, Hund)
• Pferd langes, lockiges Haarkleid (Hund dünnes, brüchiges Fell)
• verzögerter und unvollständiger Fellwechsel

Hirsutismus
• Hyperhidrosis (vermehrte Schweißsekretion)
• Änderung der Fellfarbe

Symptome
• Fettumverteilung (supraorbitale Fettpolster, ggf. Abmagerung)
• Muskelatrophie
(Senkrücken, Kruppenmuskelatrophie, hängendes Abdomen)
• Leistungsinsuffizienz, Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen
• Hufrehe
• „equine metabolic syndrome“
• Diabetes mellitus (Hyperglykämie)
(Hyperglykämie: wenige Diff.-Diagnosen)
• Diabetes insipidus (Pferd selten!)

Diagnose
• Klinik
(Alter, Hirsutismus, Rehe, supraorbitale Fettpolster)

Labor
- direkte ACTH-Bestimmung
- Dexamethason-Suppressionstest
- Dexamethason-Suppressions-TRH-Stimulationstest

• Diabetes mellitus
- Glukose- und Insulin-Toleranztest
• weitere Tests in Human- und Kleintiermedizin gebräuchlich

ACTH-Bestimmung
(Serum oder Plasma, morgens 8.00 – 9.00 Uhr)
• ACTH-Wert bis ca. 32 pg / ml physiologisch
(Ponys bis ca. 14 pg / ml),
bei ECS Anstieg bis auf 4350 pg / ml beschrieben
• ACTH muss sofort untersucht (innerhalb 3 h) oder
unter lückenloser Kühlkette weiterverarbeitet werden
• bei 4 °: Konzentrationsverluste
• Lagerung: - 20 ° C verlangt
• Zusatz von Aprotinin (Enzyminhibitor):
Stabilität von ACTH in der Probe verbessert

Dexamethason-Suppressionstest (Plasma)
Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest,
Dexamethason-Suchtest, LDDS-Test
• durch negative Rückkopplung (CRH) :
Unterscheidung zwischen Kranken u. Gesunden
• 0,04 mg / kg Dexamethason i.v.
• Blutabnahme:
1. bei Injektion (z.B. 17.00 Uhr)
2. nach 20 Stunden (13.00 Uhr am Folgetag)
wenn 20-Stunden-Wert > 1 ug / dl

TRH-Stimulationstest
(TRH – Thyrotropin-Releasing-Hormon)
• Bestimmung des Basis-Cortisol-Wertes
• 1 mg / 500 kg TRH (in NaCl verdünnt) i.v.
• nach 15 Min. erneute Cortisol-Bestimmung
Gesunde: kein signifikanter Anstieg des Cortisol-Wertes
ECS: signifikanter Anstieg des Cortisol-Wertes

Dexamethason-Suppressions-TRH-Stimulatiostest (DMS-TRH-Test)
(Kombination, um Zuverlässigkeit der Tests zu erhöhen)
• Bestimmung des Basis-Cortisol-Wertes
• 0,04 mg / kg Dexamethason i.v.
• Plasma-Cortisol-Wert-Bestimmung nach 3 h
• 1,0 mg TRH / 500 kg Pferd i.v.
• Plasma-Cortisol-Wert-Bestimmung nach 30 Minuten
sowie 24 h nach Dexamethason-Injektion
Gesunde: keine Reaktion auf TRH-Injektion
ECS: signifikante Erhöhung des Cortisol-Wertes (66 – 294 %)

Glukose-Toleranztest (Diabetes mellitus)
• 1 g / kg Glukose (20 %-ig) i.v.
(ggf. Venenreizung, aber Test aussagekräftiger)
• Blut-Glukose-Messung nach ¼, ½, 1, 1½ , 3, 4, 5 und 6 h
(bzw. alle 30 Min. über 4 Stunden)

oder
• 0,5 g / kg Dextrose (50 %-ig) i.v.
• Blut-Glukose-Messung nach 1 h und 3 h
Blut-Glukose bei Gesunden nach 1 h,
bei ECS erst nach 3 h
wieder im Bereich des Ausgangswertes

Insulin-Toleranztest (Diabetes mellitus)
• Cave Hypoglykämie:
ggf. Glukose-Infusion bereit halten
• Bestimmung des Basis-Glukose-Wertes
• 0,05 IE kristallines Insulin / kg i.v. (Alternative: 1 – 8 IE Insulin / kg)
• Glukose-Messungen über 2,5 h alle ¼ h (Alternative: über 3 h alle ¼ h)
Gesunde: Glukose-Wert nach ¼ h um 30 – 50 % u.
nach ½ h um 60 % gesunken, nach 1 h wieder Basis-Wert erreicht
ECS:Glukose-Wert ändert sich nicht oder nur geringfügig nach Insulin-Gabe

Therapie
• Pergolidmesilat
- einschleichende Dosierung
- gute Veträglichkeit
• Bromocriptinmesilat
Nebenwirkungen möglich (Anorexie)
• Cyproheptadin-HCL
- beschriebene Nebenwirkungen,
insbesondere Kolik

Pergolidmesilat
• Dopaminagonist
• Handelsname: Parkotil®
• 0,9 – 1,4 mg / 500 kg
• Einschleichende Dosierung:
- 1. Tag: 0,25 mg / 500 kg p.o.
- 2.-6. Tag: tägliche Steigerung um 0,05 mg
- 0,5 mg / 500 kg über 4 – 8 Wochen
- Kontrolle, dann ggf. Dosiserhöhung

•Nebenwirkungen:wenn keine einschleichende Dosierung

Bromocriptinmesilat
• Dopaminagonist
• Handelsname: Pravidel®
• morgens 20 mg / 500 kg, abends 10 mg / 500 kg
• nach 4 – 8 Wochen Kontrolle
• Nebenwirkungen möglich

Cyproheptadin-HCl
• Serotoninantagonist, Antihistaminikum, Appetitstimulans
• Handelsname: Peritol®
• 125 mg / 500 kg 1 x täglich p.o.
• nach 4 – 8 Wochen Kontrolle
• ggf. Dosis steigern auf 2 x täglich 125 mg / 500 kg
• Nebenwirkungen beschrieben (bei Headshaking-Therapie)

Prognose
• vorsichtig
• abhängig von Ansprechen auf Therapie und
Zustand bei Therapiebeginn (z.B. Hufrehe!)
Zuletzt geändert von Eddi am 17.03.2007, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.

03.06.2006, 07:35

Gefahr der Hyperlipidämie
Bei hochtragenden Stuten kann es bei länger andauerndem Energiedefizit zu einer verstärkten Fettmobilisation und einer enormen Steigerung des Blutfettgehaltes (bis zu 9g/dl) kommen.
Das übermäßig mobilisierte Fett wird nicht rasch genug verbrannt und in der Leber deponiert.

Hyperlipidämie („Hyperlipämie“)
Vorkommen
• besonders bei mastigen Ponys, Eseln, Miniponys
• bei Pferden mit Hypophysenadenomen
• selten bei Pferden während der Hochträchtigkeit

charakterisiert durch
• schnelle Fettmobilisierung aus Depots
• Fettleber
• lipämische (milchig getrübte) Körperflüssigkeiten
(Pleura- und Bauchhöhlenflüssigkeit)

Lipolyse begünstigt durch
• Anorexie
• Schock
• Hufrehe
• Stress
• Hochträchtigkeit
• alle Erkrankungen, die schmerzhaft sind, mit Stress und Katecholaminausschüttung einhergehen
• Insulinresistenz
(bes. bei adipösen Ponys u. Hochträchtigkeit)

klinische Symptome
• Anorexie
• Depression
• Unterbauchödem
• ggf. Grunderkrankung
(z.B. Colitis, Kolik, Endotoxinschock, Hufrehe, COB)

Verdachtsdiagnose[B]
• Vorbericht
• Signalement
• klinische Symptome

[B]Diagnose
• makroskopische Beurteilung von Plasma oder Serum
(oder Bauchpunktat): milchige Trübung
• Bestimmung der Triglyceride oder Gesamtlipide
(in Serum oder Plasma): Triglyceride > 500 mg/dl
• Leberenzyme im Serum erhöht
• alte Pferde: häufig Hypophysenadenom
Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) und Endorphine erhöht
Cortisol:Kreatinin-Verhältnis im Harn erhöht
(normal: 0,01-0,07 g / mmol)

Therapie
• Behandlung der Grunderkrankung
• Flüssigkeitssubstitution oral oder parenteral
• Abgebot verschiedener Futtermittel
alles was schmeckt ist erlaubt!
• Energiezufuhr oral oder parenteral bei Anorexie:
- 15%ige Glukoselösung (0,5 g / kg KGW) per NSS
- hoch energetische breiige Futtermittel per NSS
- Glukose 20 % und Aminosäuren (4 - 5%) parenteral (2 ml /kg/h)

Therapie
• Heparin (lipidsenkende Wirkung) (120 IE / kg 2 x tägl.)
• Insulin (15 IE / 100 kg 2 x täglich) �� Wirkung umstritten
• Flunixin-Meglumin (0,25 mg / kg 3 x tägl.)
• Stress minimieren (z.B. „Kumpel“ dazustellen, spazieren gehen, Besitzer-Besuche)

Therapie bei Hypophysenadenom
• Cyproheptadin (125 mg / kg 1 - 2 x tägl. per os)
• Pergolid (0,1 mg 1 x tägl. per os) für Miniponies
• Pergolid (0,5 mg 1 x tägl. per os) für größere Ponies und Pferde

Prognose
• vorsichtig - ungünstig

Sektion
• hochgradige fettige Degeneration von Leber, Niere, Herzmuskulatur u.a. Organen

http://www.vetmed.lmu.de/med1/sammel/SS ... krinologie /22.06.Pferd/Pferd-SW.pdf
Zuletzt geändert von Eddi am 17.03.2007, 10:26, insgesamt 2-mal geändert.

03.06.2006, 07:36

Zusammenfassung
Ziel: In vorliegendem Fallbericht werden spezielle diagnostische Möglichkeiten beim equinen Cushing-Syndrom (ECS) und der Verlauf einer Langzeitbehandlung mit Pergolid diskutiert. Material und Methoden: Zur Vorstellung gelangte eine 13-jährige Quarter-Horse-Stute mit Konjunktivitis, Hyperhidrosis, Polydipsie und Polyurie. Blut (inklusive ACTH-Konzentration) sowie Harn wurden untersucht und der Dexamethason-Suppressionstest durchgeführt. Zudem wurden MRT-Aufnahmen von der Hypophyse des Pferdes angefertigt. Die Bestimmung spezifischer pharmakokinetischer Parameter erfolgte nach oraler Gabe von Pergolidmesilat. Ergebnisse: Die Stute wies eine Neutrophilie, Lymphopenie, Hyperglykämie und Glukosurie auf. Die ACTH-Konzentration war auf 138,6 pg/ml erhöht. Der Dexamethason-Suppressionstest ergab eine gestörte Kortisolregulation. Die Hypophyse stellte sich im MRT kugelig vergrößert dar. Eine orale Behandlung mit 2 µg Pergolid/kg KM/d führte zur Symptomfreiheit. Die Halbwertszeit für Pergolid lag hier bei 6,8 Stunden. Innerhalb eines Jahres entwickelte die Stute ein gesteigertes Allgemeinverhalten mit rosseähnlichen Symptomen, sodass die Behandlung abgebrochen wurde. Zwei Monate später trat ein durch Hyperkortisolämie bedingter Schock auf, der zum Tod der Stute führte. Die Obduktion ergab ein Adenom des Hypophysenzwischenlappens. Klinische Relevanz und Schlussfolgerung: Der Dexamethason-Suppressionstest und die Bestimmung der ACTH-Konzentration stellten für die Diagnose des ECS hilfreiche Methoden dar. Mit dem MRT war der Hypophysentumor intra vitam hervorragend darstellbar. Allerdings eignet sich dieses Verfahren nicht für Routineuntersuchungen. Die orale Gabe von Pergolid erwies sich als eine wirksame Therapieform des ECS. Bei Langzeitanwendung ist jedoch mit Nebenwirkungen zu rechnen. Zur Reduktion der Nebenwirkungen könnte eine Gabe des Medikaments auf zwei Dosen pro Tag verteilt beitragen.
http://82.139.217.185/zs/tpG/artikelvol ... 2005/2/&nu mmer=tG05020114

hmm was meint ihr dazu
Zwei Monate später trat ein durch Hyperkortisolämie bedingter Schock auf, der zum Tod der Stute führte. Die Obduktion ergab ein Adenom des Hypophysenzwischenlappens. Klinische Relevanz und Schlussfolgerung: Der Dexamethason-Suppressionstest und die Bestimmung der ACTH-Konzentration stellten für die Diagnose des ECS hilfreiche Methoden dar

Zusammenfassung
Beim Diabetes mellitus und bei der Depression ist eine Überaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) mit konsekutiver Hyperkortisolämie beschrieben. Eine Hyperkortisolämie ist mit einer Beeinträchtigung kognitiver Funktionen assoziiert. Weiterhin ist bekannt, dass diese neuroendokrinologische Störung zu einer Insulinresistenz führen und eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetikern deutlich erschweren kann. Ein Zusammenhang zwischen kognitiven und depressiven Störungen beim Diabetes mellitus mit einer Überfunktion der HPA-Achse ist wahrscheinlich. Eine Normalisierung der HPA-Achse könnte zu einer Besserung beider Störungsaspekte führen. Eine Mitbehandlung der Depression könnte via HPA-Achsen-Normalisierung eine erleichterte Blutzuckereinstellung und verbesserte kognitive Leistungen nach sich ziehen. Die Überprüfung dieser Zusammenhänge durch Studien ist notwendig und von klinischer Bedeutung.

http://www.thieme-connect.de/ejournals/ ... 4?locale=d e&LgSwitch=1

Re: Equines Cushing und Metabolisches Syndrom

14.04.2009, 18:12

Mal hochhole

Re: Equines Cushing und Metabolisches Syndrom

16.01.2010, 01:31

http://www.diavet.ch/d/publikationen/pdf/91.pdf

Re: Equines Cushing und Metabolisches Syndrom

16.01.2010, 01:34

http://www.synlab-vet.de/fileadmin/synl ... me_ecs.pdf

Re: Equines Cushing und Metabolisches Syndrom

16.01.2010, 01:58

http://www.idexx.de/tiergesundheit/labo ... g_0909.pdf

http://www.equi-life.eu/publikationen/2 ... %20pdf.pdf

http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm ... 221_00.htm

http://www.equi-life.eu/publikationen/2 ... %20pdf.pdf
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