Christina Brüns
Diagnose und Therapieverlauf des equinen Cushing-Syndroms - Rolle des endogenen ACTH
http://elib.tiho-hannover.de/dissertati ... _2001.html
Das equine Cushing-Syndrom (ECS) galt lange Zeit als eine seltene, bei älteren Pferden auftretende Krankheit. Durch neue Erkenntnisse über die klinischen Erscheinungen, die Diagnostik und eine verbesserte Aufklärung der Tierärzteschaft wurde der equine Hyperadrenokortizismus in den vergangenen Jahren immer häufiger diagnostiziert.
In der vorliegenden Arbeit sollte im Rahmen der Diagnostik des ECS die Plasma-ACTH-Bestimmung dahingehend verbessert werden, das instabile Plasma-ACTH für den Probentransport bei Raumtemperatur zu stabilisieren.
Danach wurde der Therapieverlauf von Cushing-Pferden, die mit dem Dopaminagonisten Pergolidmesilat behandelt wurden, hinsichtlich ihrer klinischen Entwicklung und den Ergebnissen von wiederholt durchgeführten Dexamethason-Suppressionstesten und ACTH-Bestimmungen beurteilt.
Stabilitätsstudie
Die Stabilität des equinen Plasma-ACTHs wurde in einer Studie mit 29 Pferden untersucht. Dabei wurde wie folgt vorgegangen: Blutproben wurden in EDTA-Polypropylenröhrchen mit und ohne Zusatz des Proteasenhemmers Aprotinin entnommen, binnen 30 Minuten zentrifugiert und für 24 Stunden bei unterschiedlichen Lagerungstemperaturen (-22 °C, +6 °C, +20 °C) gelagert. Es zeigte sich, dass sowohl eine niedrige Lagerungstemperatur als auch der Zusatz von Aprotinin die ACTH-Konzentration in den Blut- bzw. Plasmaproben stabilisiert und der Abbau des ACTHs in Nativ-Proben bei Raumtemperatur nicht so massiv ausfiel wie ursprünglich erwartet.
Für die praktische Anwendung in der täglichen Praxis kann somit folgende Vorgehensweise beim Probenhandling und Probentransport empfohlen werden. Im Hinblick auf eine größtmögliche diagnostische Aussagekraft sollten die Proben mit Aprotinin versetzt werden oder mindestens gekühlt versandt werden, da für die Beurteilung von ACTH-Konzentrationen, die im Grenzbereich liegen, sehr genaue Werte von Bedeutung sind.
Klinische Studien
In der klinischen Studie wurde die Krankengeschichte von 63 Cushing-Pferden beurteilt. In die Auswertung kamen Pferde mit einem eindeutigen klinischen Erscheinungsbild des ECS, einem positiven Dexamethason-Suppressionstest und/oder einer erhöhten Plasma-ACTH-Konzentration.
Die Altersgruppenverteilung dieser 63 Cushing-Pferde zeigt ein neues, von dem bisher in der Literatur beschriebenen abweichendes, Bild auf. Neben den alten (20-40 Jahre) und den mittelalten (10-20 Jahre) Pferden, die auch in dieser Studie den größten Anteil bilden, fällt eine Gruppe junger Pferde (bis 10 Jahre) auf, die nach den hier gewonnenen Ergebnissen eine ernstzunehmende Patientengruppe darstellt.
Bei der Auswertung der Symptomatik wird deutlich, das diese jungen Pferde klinisch nur durch eine Hufrehe auffällig wurden oder als Zufallsbefund durch die Plasma-ACTH-Bestimmung als Cushing-Pferde diagnostiziert wurden. Vierzig der 63 Pferde zeigten einen Hirsutismus, 38 Pferde hatten Hufrehe und in 22 Fällen lag eine Kombination der beiden Symptome vor. Im weiteren konnte festgestellt werden, dass sich das "Kardinalsymptom" der Hirsutismus nicht immer vorhanden ist und somit auch Pferde, denen das lange lockige Fell fehlt, potentiell als verdächtig angesehen werden müssen. Sie sollten beim Auftreten weiterer Symptome unbedingt durch den Dexamethason-Suppressionstest oder die ACTH-Bestimmung kontrolliert werden.
Der Therapieverlauf wurde bei 13 Cushing-Pferden labordiagnostisch und klinisch kontrolliert. Jedem Pferd dieser Studie wurde täglich eine Dosis von 0,01 mg Pergolidmesilat/kg KGW verabreicht. Nach unterschiedlichen Behandlungszeiträumen die zwischen 3 Wochen und 4 Jahren liegen wurde die klinische Erscheinung beurteilt und mit den Ergebnissen der wiederholten Dexamethason-Suppressionstesten und ACTH-Bestimmungen verglichen. Alle 13 Probanden zeigten unter Behandlung eine deutliche Besserung ihrer Symptomatik, während in einigen Fällen die Suppression des Cortisols ungenügend und die ACTH-Konzentration erhöht war.