Hallo Rennschnecke,
also soweit ich die Hufsituation anhand der Fotos beurteilen kann, versuche ich das mal. Hab dir en PN geschickt. Fotos seitlich vom Huf wären wirklich gut, vielleicht schaffst du es ja noch welche einzustellen?
Was mir bei den Sohlenbildern als erstes auffällt sind die Eckstreben. Die Eckstreben liegen quasi platt auf der Sohle, sie liegen fast schon an der Wand an. Wenn man davon ausgeht, dass die Hufe gerade erst ausgeschnitten worden sind, kann man sich vorstellen welche "Hornlandschaft" nach 4 Wochen die Eckstrebe samt Drängelhorn bilden werden. Und dies alles drückt bei diesen Hufen die Seitenwände raus, aus diesem Grund sind auch die Trachten untergeschoben. Wenn man sich vorstellt, das Pferd steht mit seinem vollen Gewicht auf diesem Huf drauf, und welche "Platte" eine solche Eckstrebe (& Drängelhorn) bildet, die gegen die Seitenwand drückt, dann wird einem bewusst welche Kraft sie aufbringt und dass ohne ein starkes Zurückschneiden der Eckstrebe (und entsprechend angepasstes Raspelbild) die Seitenwand immer wieder weghebeln wird.
Was auch auffällt: Angesichts des Raspelbildes müsste einem bewusst werden, dass hier das eigentliche Hufproblem vom Bearbeiter nicht erkannt worden ist. Die Hufe sind, soweit ich das sehe, ausschließlich im Zehenbereich beraspelt worden, obwohl die größten Hebel gar nicht in der Zehe, sondern in den Seitenwänden zu finden sind. Demnach müsste das Raspelbild "umgekehrt" sein. Momentan ist der Huf an Zehe und Trachte (über-)belastet. Indem die Hebel der Seitenwände ausgeschaltet werden und die Seitenwände somit wieder Last aufnehmen und steiler nachwachsen wird auch der Huf wieder steiler werden und es werden sich die Trachten sich aufstellen.
Jetzt wird der ein oder andere sagen: "Aber die Hufe sind doch relativ steil!?!" (Hierzu hätte ich gern noch ein Seitenbild der Hufe) Aber was ich hier sehe, hat man die Trachten einfach wachsen lassen, Hauptsache steilere Hufe. Das Problem dabei ist: Die Trachten inkl. Eckstreben entwickeln durch die Höhe der Trachten noch mehr Kraft und haben so die Möglichkeit, den Huf noch mehr "nach außen/vorne" zu schieben. Es wäre also wichtig, die Trachten etwas zu kürzen, um den Auflagerpunkt nach hinten zu verschieben und somit die "Kraft" des Nach-vorne/zur-Seite-Schiebens zu minimieren.
Irgendwie find ich grad nicht die richtigen Worte um das anschaulicher zu erklären, ich hoffe jeder hat es verstanden.
Im Übrigen sind die starken Rillen, die man in der Seitenwand findet, auf das Hebeln derselben zurückzuführen. Durch den Hebel bekommt die Lederhaut unregelmäßige Reize und produziert somit unregelmäßiges, qualitativ schlechtes Horn. Schaltet man den Hebel durch sachgerechte Hufbearbeitung aus, wird a) die Seitenwand wieder anfangen Gewicht zu tragen. Momentan "federt" sie bei jedem Schritt des Pferdes nur seitlich weg und trägt so keine Last. b) Die Seitenwand wird durch Ausschalten des Hebels steiler nachwachsen, weil das neu gebildete Horn ungestört nach unten wachsen kann. Somit stellen sich c) die Trachten wieder auf. Und damit wird der gesamte Huf steiler.
Summa sumarum: Die momentane Hufbearbeitung wird an der Hufsituation keine positive Veränderung bewirken.
Dass das Pferdi bei den Hufen fühlig ist, ist sicher nicht verwunderlich, hat aber mMn nichts mit einer "Rehe-Fühligkeit" zu tun, als viel mehr mit dem Mittragen der Sohle, die dafür nicht geeignet ist. Denn dadurch wird ständig die Sohlenlederhaut zwischen Hufbein und Boden gequetscht. Sollte nach Bewegung also eine Pulsation fühlbar sein, kann es auch dadurch verursacht sein.
Falls noch Fragen sind....
Liebe Grüße,
Finn