Habe soeben eine Antwort von Herrn Busch erhalten:
zunächst, soweit aus der Ferne beurteilbar, erscheint eine Weiterbehandlung durchaus noch sinnvoll, es wird jedoch nicht mehr zu einer vollständigen Heilung kommen können. Was erreicht werden sollte, wäre eine für das Tier tolerable, stabile Hufsituation mit dickerer Sohle und geringerer Rotation. Eventuell lässt sich auch die Senkung noch etwas zurückführen, dies ist aber nicht prognostizierbar.
Der Weg dahin besteht m.E. zunächst in der Stabilisierung der Hufsituation mittels einer geeigneten Polsterung der tragfähigen Anteile von Hufsohle und Hufstrahl, je nachdem, wie das Tier derzeit läuft, hin zur Lahmfreiheit. Gleichzeitig kann versucht werden, die Hornkapsel zunächst vorsichtig in Richtung korrekte Form zurückzuarbeiten, jedoch nur in dem Ausmaße, wie dies ohne vermehrte Lahmheit toleriert wird. Bei guter Lastaufnahme über die Polsterung ohne Lahmheit kann dann die Hornkapsel so exakt wie möglich an das Hufbein "angepasst" werden, was dem nachwachsenden Hornschuh erlaubt, in bestmöglicher Anbindung entlang des Hufbeins nachzuwachsen.
Ein Zurückstellen der Hufe in Richtung einer normale Hufwinkelung zum Untergrund muss besonders vorsichtig erfolgen und darf nur in dem Umfang vorgenommen werden, den die eventuell bereits verkürzten Bandstrukturen im Bereich besonders der tiefen Beugesehne zulassen.
Kurze Erläuterung dazu: Die tiefe Beugesehne inseriert "hinten-unten" direkt am Hufbein und zieht von dort über den Hufrollenkomplex hoch bis zum Beugemuskel. dazwischen inseriert an der Sehne selbst aber auch noch das sog. Unterstützungsband der tiefen Beugesehne, das wiederum "hinten-oben" am Röhrbein kurz unterhalb des Karpalgelenkes angewachsen ist. So bildet diese Strecke zwischen den beiden Insertionspunkten an Hufbein und Röhrbein (auch) ein reines Band, das nur sehr geringgradig dehnbar ist. Wird gegen die Spannung dieses Bandes der Huf flacher gestellt, wirken bei Belastung der Gliedmaße sehr hohe Kräfte gerade auch auf die Verbindung zwischen der Hornwand der Hufzehe und der Wandlederhaut am Hufbein, sowie am unteren Hufbeinrand selbst. Was bei einem sowieso bereits geschädigten Rehehuf tunlichst zu vermeiden ist...
Selbstverständlich ist zur weiteren Behandlung ein fähiger Hufbearbeiter vor Ort vonnöten.
Ich selbst kann ihnen hier leider nicht weiter helfen, dazu liegt Heimsheim zu weit entfernt.
Es gibt jedoch zumindest in mittelbarer Umgebung zwei Hufpflegerinnen, die bereits eines meiner Fachseminare zum Rehehuf, in dem die orthopädische Versorgung von Rehehufen sehr genau und intensiv vermittelt wurde, besucht haben.
Es handelt sich dabei um:
Vanessa Heberle-Caglar
https://hufpflege-vanessa.jimdo.com/und
Stefanie Gross
http://gross-hufpflege.de/Eventuell kann Ihnen eine der beiden weiterhelfen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit auch etwas helfen und verbleibe einstweilen
mit freundlichen Grüßen