schnulli hat geschrieben:
Insgesamt stehe ich der Rationierung von Grundfutter inzwischen extrem skeptisch gegenüber, weil man versucht, eine Erkrankung in den Griff zu bekommen, aber dafür andere heraufbeschwört. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich Heu ad lib füttere oder meine, dass man der IR/EMS freien Lauf lassen sollte. Es ist und bleibt ein Vabanque-Spiel, finde ich.
Das beschäftigt mich in letzter Zeit auch. Für mich war immer klar, dass Futter rationiert werden muss, wenn es sonst zu viel ist. Die Begleiterscheinungen habe ich wahrgenommen, ihnen aber keine ausschlaggebende Bedeutung beigemessen, weil es ja nicht zu ändern ist. Ich meine damit, die Aufregung, wenn Futter zugeteilt wird inkl. dem vorherigen Warten darauf, das teilweise sogar dazu führte, dass nur mit viel Diskussion mit dem Pferd was gemacht werden konnte, weil ja die Fütterung verpast werden könnte. Und natürlich auch der Fressneid in einer Herde, der sich durch Rationierung erst voll ausgeprägt zeigt. Ich war und bin daher schon immer ein Fan der Strohfütterung gewesen, um ständig was zum Knabbern anbieten zu können. Selbst das führt aber zur Verteidigung von Ressourcen, wenn entweder das Stroh auch rationiert oder der Zugang platzmäßig begrenzt ist.
Erst jetzt bemerke ich bewusst, was für eine Entspannung ein ständiges und ausreichendes Futterangebot bedeutet. Aber zu dem Preis, dass dies nicht zu jedem Pferd passt. Trotzdem gibt es noch Auseinandersetzungen und Ressourcenverteidigung, aber nicht mehr in der Schärfe. Dafür gibt es aber auch zu dicke Pferde und diese haben dann wiederum Einschränkungen durch Fressbremse oder möglicherweise gesundheitliche Probleme, die sich erst zeigen, wenn es schon zu spät ist. Wir alle wissen, wie wichtig Prävention ist, um nicht erst zu handeln, wenn die Krankheit bereits da ist.
Im Grunde ist es ein auf Dauer unlösbares Problem, das sich durch Veränderung der individuellen Pferdebedürfnisse und nicht beeinflussbarer Haltungsumstände immer wieder verändert. Konsequent wäre es, sich nur ein Pferd zuzulegen, das exakt zu den Haltungsbedingungen passt, was aber durch die erwähnten Veränderungen auch nicht sicher ist und was für viele eben nicht einmal theoretisch denkbar ist. Die Motive für einen Pferdekauf sind halt doch anders gelagert. Ich halte schließlich zwei Vollblutaraber in Norddeutschland...
(die aber in Polen und Niedersachsen gezogen wurden)