"Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will."
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Eine Kerze für....

10.08.2016, 22:05

Don Carlos, das Pferd von der Mutter des Freundes meiner großen Tochter :cry: .

Die Kinder wurden alarmiert, dass ein Pferd verletzt auf der Weide liegen würde und die beiden anderen ausgebrochen seien. Die Besitzerin und ihr Mann waren nicht im Ort und die Kinder (15, 19 und 19,5 Jahre alt) haben erste Hilfe geleistet. Wir haben die Meldung auf dem Heimweg vom Stall bekommen und sind sofort zu der Weide gefahren.

Dort muss ein richtiger Kampf stattgefunden haben: Don Carlos hatte am ganzen Körper Schürfwunden und lag platt auf der Seite. Er stand dann auf und es wurde recht schnell klar, dass er kolikte, ganz fürchterlich kolikte, graue Schleimhäute, schmerzverzerrtes Gesicht. Er hatte solche Schmerzen, das hab ich wirklich noch bei keinem Pferd gesehen. Er lief einige Runden mit meiner Tochter, irgendwann legte er sich aber wieder und lag dann fest, wollte nicht mehr aufstehen, blickte in die Ferne, zeigte deutlich, dass es kein Zurück geben würde *grusel*. TA war schon informiert und kam dann so schnell er konnte (ich hatte noch einmal angerufen, weil wir ihn nicht mehr hoch bekamen und ich nicht allein war mit meinen Gedanken, dass er gleich sterben würde.) Er stand zwar noch mal auf, war aber wackelig auf den Beinen. Töchterchen und ihr Freund sind dann mit ihm immer ein bisschen gegangen, um den Kreislauf in Gang zu halten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.....
TA kam und dröhnte ihn mit Schmerzmitteln und weiterem zu. Er sprach gleich von Klinik, wenn er zu stabilisieren wäre. Die rektale Untersuchung ergab aufgegaste Darmschlingen, Darmverschluss.
Die Besitzerin hat es grade noch geschafft. Er hat sich während der Infusion wieder hingelegt und hat nur noch auf sein Frauchen gewartet. Dann haben sie ihn erlöst. Es brauchte nur noch einen kleine Schubs.

Die Spuren auf der Weide zeigen meiner Meinung nach, dass er furchtbar gekolikt hat und die anderen in Panik geraten sind, als er in den Zaun (Stromlitze, stromführend) geraten ist. Irgendwie so. Keine Ahnung. Aber es hat mir mal wieder gezeigt, wie schnell es gehen kann. Um halb 5 heute nachmittag war er lt. Aussage des Herrchens noch in Ordnung, 20 Uhr war er tot. Kurz vor seinem Tod hatten wir einen wundervollen Regenbogen über der Weide stehen. Es war gänsehautmäßig.

Ich hab Dich nicht gut gekannt, Don Carlos, trotzdem bist Du mir ans Herz gewachsen. Nun sind Deine Schmerzen weg und Du kannst frei hinter dem Regenbogen über die immergrüne Weide galoppieren. Deine kaputten Sehnen stören Dich auch nicht mehr. Grüß mit meinen Großen und renn mit ihm um die Wette.
:cry: :cry:

Re: Eine Kerze für....

10.08.2016, 23:54

:shock: oh mein Gott wie schrecklich, aber ich denke es war gut das Ihr den Kindern beigestanden habt. Trotzdem ist es natürlich schlimm sowas miterleben zu müssen :tröst: , aber er hat es geschafft und leidet nicht mehr, es ist ja zu vermuten das die Klinik auch nicht mehr hätte helfen können.Dann besser so auch wenn ein Abschied so plötzlich immer besonders schwer fällt.

Re: Eine Kerze für....

11.08.2016, 06:22

Nein, die Klinik war überhaupt keine Option mehr, da er nicht zu stabilisieren war. Er hätte den Transport nicht überlebt.

Re: Eine Kerze für....

11.08.2016, 13:32

Da schalte ich den PC ein und lese als erstes solch eine furchtbare Geschichte die tausendfach täglich auf der Welt passiert.

Die von Don Carlos aber unterscheidet sich von vielen Anderen maßgeblich was mich persönlich trotz des Entsetzens über Leid und Tod immer ein wenig froh stimmt.

Er durfte bei allem Leid das ihn so plötzlich aufsuchte das Glück erfahren umgeben von Menschen die nicht nur fachlich sondern vor allem auch eine immens hohe soziale Kompetenz inne haben wie ich sie z.B. von schnulli kenne zu sein.
Die ihn als leidendes Lebewesen in größter Not mit Angst und unsäglichen Schmerzen wahrgenommen, ihn bestmöglich begleitet und getröstet haben.
Das ist leider nicht selbstverständlich und nicht nur wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt der wohl bedeutendste Dienst den man einer armen Kreatur dann geben kann.

Man stelle sich vor er wäre unversorgt, fernab und als Nutztier ohne Zugeständnis eine wertvolle, individuelle Persönlichkeit zu sein und ungeliebt seinen letzten Weg gegangen…..

Für alle Beteiligten war es sicherlich ein grausamer Abend den sie so schnell nicht vergessen und der sie so hilflos und traurig zurück lässt.
Für den armen Kerl aber der sich so gequält haben muss mit der Diagnose eine schöne Erfahrung die er auf die immergrüne Wiese mitnehmen und ihm keiner mehr nehmen kann.

Don Carlos geht es jetzt gut hinter dem Regenbogen!
Freunde von uns die schon vorausgegangen sind werden ihn liebevoll und mit einem großen HALLO aufgenommen haben!!
Es geht ihm besser als all denen die jetzt traurig und schockiert zurückbleiben und die Lücke die er mit seinem Fortgang gerissen hat aushalten müssen.
Meine guten Wünsche sind mit euch die ihr so bemüht um ihn ward.

Die anderen Pferde die ausgebrochen sind sind zumindest physisch wohlbehalten wieder zu Hause?

Re: Eine Kerze für....

11.08.2016, 23:16

dann drücki di au mal aus der ferne, schlimme geschichte, der gute hat nun keine schmerzn mehr,das ist das wichtigste daran zu denkn, kopf hoch und alles gute dir :tröst: :tröst: lg stephi

Re: Eine Kerze für....

12.08.2016, 08:16

Ich danke Euch!

Ja, Kathi, die anderen beiden sind unverletzt zurück und stehen ruhig auf der Wiese. Wie gesagt, ich glaube, er hat fürchterlich gekolikt und sich dabei im Prinzip selbst verletzt. Die anderen werden dann in Panik über den durchhängenden Zaun gehüpft sein (sind für mich als Shetty-Besitzerin riesige Pferde :oops: ).

Don Carlos ist gestern auch schon gleich abgeholt, das macht es etwas einfacher für alle Beteiligten. Auch für die beiden anderen Mäuse.

Re: Eine Kerze für....

18.08.2016, 11:18

Das tut mir für das Pferd sehr leid, das es so leiden musste und Hut ab vor euch das ihr euch so sehr gekümmert habt :daumenhoch:

Don Carlos viel Spaß mit all denen die du dort wiedergetroffen hast.

Re: Eine Kerze für....

19.08.2016, 21:09

Danke!
Ich glaube aber, schneller hätte man nicht reagieren können. Die Geschichte kam im Prinzip von jetzt auf gleich. Der TA hat sofort reagiert, als er da war, und wir hätten ihn auch ohne Frauchen erlöst. Die Freigabe hatten wir und ich hätte es auch entschieden. Wie gesagt, der Zeitraum, in dem er unbeobachtet war, war recht gering (ca. 3 Stunden).
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