Ich danke euch für die vielen anteilnahmen Worte und danke euch für die lange Zeit, in der ihr uns begleitet habt, während und nach der Hufrehe.
Nachdem ich mich jetzt ein klein wenig gefasst habe, möchte ich euch auch noch erzählen, was passiert war.
Morgens um elf uhr war ich noch am Stall bei ihr...es war alles wie immer...sie stand fröhlich in der Herde und kam auch gleich zu mir, um ihre Streicheleinheit abzuholen. Dann musste ich zur Arbeit.
Um 15 Uhr rief eine Einstellerin ganz aufgeregt an, dass ich kommen solle, Bonny hätte eine Kolik. Ich durfte auch sofort von der Arbeit weg, habe sofort den TA benachrichtigt, der allerdings eine gute Stunde brauchte, bis er da sein konnte. Ich sagte dann zu Anja am Telefon, dass sie sie führen solle bis ich da bin... Während der Hinfahrt zum Stall kam wieder ein Anruf, sie würde sich nicht mehr auf den Beinen packen und sich hinlegen.... Ich kam an...gegen 15.30 Uhr...fast alle Einsteller und Reitmädels waren da. Die SB hatte Bonny schon was homöopathisches gegeben..die heiße Sieben....hatte ein Kreislaufmittel ins Maul gegeben. Die Schleimhäute waren zu dem zeitpunkt schon blaß-weiß. Im Genick hatte sie ein feuchtes Tuch hingelegt. Ich übernahm Bonny...aber nach einer halben Runde des Reitplatzes warf sie sich hin, wälzte sich nach rechts, nach links, blieb liegen wie tot...versuchte wieder aufzustehen unter Mühen....und lief weiter mit mir. Immer wieder warf sie sich zu Boden. Die Mädels kamen an, mit einem Tuch, das sie als Bauchheber nutzen wollten...um ihrem Bauch etwas Entlastung zu schaffen...auf jeder Seite ein Mädchen...im Laufen versuchten sie das Tuch unter den Bauch zu machen...aber Bonny warf sich ständig hin, wälzte sich immer und immer wieder. Sie äppelte ständig und man konnte sehen, dass ihr auch das Schmerzen bereitete. Die Äppel waren erst fest, dann wurden sie immer weicher bis zu Matsch und ganz wenig. Die Einstellerinnen kamen mit einer Gießkanne Wasser an, das sie ihr an die Beine gossen...es schien als würd es ihren Kreislauf kurzzeitig wieder hoch bringen. Ich kontrollierte ständig die Schleimhäute...die Zunge war schon bläulich und die Schleimhäute stellenwweise auch...als der TA dann eintraf nach einer Stunde. Er untersuchte rektal...sagte, dass im Dickdarm nichts wäre...aber was nicht heißen würde, dass es weiter vorne eine Verlagerung oder Verschlingung im Dünndarm gegeben hätte. Darmgeräusche waren keine vorhanden. Er gab ihr ein starkes Schmerzmittel, ein Entkrampfungsmittel und zusätzlich eine Sedation. Sie sollte ruhig stehen, wegen der Sedation...aber in die Herde konnte ich sie nicht stellen, die Notbox, die der SB aufstellen wollte, war auch unmöglich. Sie hätte sich beim Hinwerfen und Wälzen alle Knochen gebrochen...weil die Notbox nur aus Querstangen bestand..und wir am Reitplatz schon Mühe hatten, sie aus dem Zaun dabei fern zu halten. Transportfähig für die Klinik war sie auch in dem Zustand nach der Medikation immer noch nicht. Ich sollte sie dann zum Stall hoch bringen, dort anbinden,.....aber....als wir dann dort ankamen, konnte sie gar nicht stehen...kippte seitlich weg....so dass ich Angst hatte, sie würde auf die Pflastersteine aufschlagen. Ich bin dann trotz der Anweisung, dass sie nicht laufen solle, wegen der Sedation, doch wieder zum Reitplatz. Bevor er zum nächsten Termin fuhr, sagte er, wenn es nicht besser werden würde, müsse sie in die Klinik an die Infusion...er käme dann nicht noch mal her...ich solle dann sofort in die Klinik. Bonny wollte nicht stehen..sie wollte laufen, sie konnte gar nicht stehen, weil sie sonst umgefallen wäre...das merkte sie ..und so liefen wir Runde um Runde....sie knickte mit den Beinen hinten weg...beeilte sich, einen Schritt schneller zu laufen, damit sie nicht ins Fallen kommt...fing nach einer halben Stunde wieder an, sich hin zu werfen, und zu wälzen...die Schleimhäute immer noch blau. Wieder rief ich den TA an, der dann sagte, ich solle sie in die Klinik bringen...aber wie? Die Klinik ist 50 km entfernt...eine Stunde Fahrt mit Hänger...und dann dieses ständige Hinwerfen und wälzen... so rief ich eine andere TÄ an..die auch ein Pferd an unserem Stall hat. Sie kam nach ner halben Stunde...gab ihr erneut ein Kreislaufmittel...legte eine Infusion an..und weil Bonny nicht ruhig stehen bleiben konnte, liefen wir mit der Infusion in die Höhe haltend, neben ihr her...Dann gab sie ihr nochmals ein starkes Schmerzmittel...diesmal bekam sie Methadon...die Schmerzen ließen nicht nach. Während wir weiter über den Platz liefen, wieherte Bonny den Pferden ganz aufgeregt zu...und alle antworteten ihr... Alle Pferde haben Blick zum Reitplatz...und alle Pferde standen die ganze Zeit auf der Matschkoppel und schauten dem traurigen Schauspiel zu. Sie untersuchte mit dem Stetoskop und selbst dabei hatte Bonny furchtbare Bauchschmerzen...sie untersuchte rektal..und Bonny drückte ihren Kopf zwischen meine Arme, vor Schmerz und zitterte am ganzen Körper. Die TÄ konnte nur noch dunkle zähflüssige Brühe rausholen...sie meinte, es würd aussehen, als wäre da schon Blut drin vermischt....sie besah die Äppel auf dem Reitplatz..die schon tiefschwarz waren...und sie meinte auch da könnte schon Blut mit drin gewesen sein...Vielleicht Gefäße schon geplatzt? Darmgeräusche waren nach über drei Stunden immer noch keine vorhanden..und der Dickdarm war mittlerweile auch schon verkrampft. Auch sie meinte, dass es eine Dünndarmverschlingung wäre. Wieder riefen wir in der Klinik an, der TA sagte auch gleiches...und meinte , dass ich nur zwei alternativen hätte, entweder in die Klinik und OP...was auch Hufrehe auslösen würde...oder erlösen.
Ich wollte es im ersten Schock erst auf mich nehmen...aber ich habe dann nochmal die TÄ gefragt...welche Chancen...und sie möchte es mir ehrlich sagen.......nach kurzem Zögern meinte sie....sehr gering. Und so habe ich dann entschieden, sie von allen Schmerzen zu erlösen. Ich hab sie dann nach oben gebracht..dort hin, wo alle Pferde immer zur Regenbogenbrücke gehen....und sie hat noch einmal ihren Kopf an meine Schulter gelegt....und nachdem sie die Spritze bekam..dauerte es nur 3 Sekunden.
Ein Stück von mir ist gegangen...Bonny war mehr als nur ein Pferd..ich konnte mich auch jeden Tag ein Stückchen von ihr verabschieden, wenn ich sie besuchen war...als sie dort lag...und habe mir auch noch ein Stück Mähne abgeschnitten. Daran hab ich den Traumfänger gemacht..den den sie beim Reiterfest als Indianerpferd an der Mähne hatte. Ich wollte die Mähne...nicht den Schweif...denn ich erinner mich...als ich sie ganz am Anfang hatte...und ich sagte....schaut...da läuft ein Leuchtband über ihre Mähne, wo man lesen kann, was sie sagen will. Sie hat über dieses Band mit mir geredet...und dieses Band halte ich nun fest und hab so immer ein Stück von Bonny noch bei mir...ich weine bittere Tränen...aber ihr geht es jetzt gut, da bin ich mir sicher.
_________________ Wenn du mit mehr hörst als mit deinen Ohren, wirst du hören, dass dein Pferd zu dir spricht. Hufrehe Tagebuch Bonny Hufrehe DatenblattHufrehe Diskussion Huf Bonny von Doro
|