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dickes Pferd, was tun, wie geht's

03.11.2024, 09:59

Dickes Pferd? Dann reite ich ein bisschen mehr – Kann man vor den Kilos und ihren Folgen davonlaufen?

Rund die Hälfte der deutschen Pferde haben Übergewicht, daher sieht man auch immer mehr Pferde
mit Adipositas bedingten Gesundheitsproblemen. Diese können von Überlastung der Gelenke,
Sehnen und Bänder sowie gestörter Wärmeregulation bis hin zu endokrinen Erkrankungen wie dem
Equinen Metabolischem Syndrom mit Insulindysregulation und Hufrehe reichen.

Inhalt:

Ist mein Pferd zu dick?
Das richtige Training für adipöse Pferde ist entscheidend.
Bewegung und Training nur ein Baustein.
Mit der richtigen Fütterung zum langfristig gesunden Abnehmen.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz hin zum gesunden, schlanken Pferd

Hier mit freundlicher Genehmigung

Ein Fachbeitrag von Katharina Voß


Ist mein Pferd zu dick?

Wenn nun festgestellt wird, dass das eigene Pferd zu dick ist, (hierfür eignet sich der Body Condition Score als möglichst objektives, einfach anzuwendendes Bewertungstool gut) sind viele Pferdemenschen erstmal unsicher, wie ihr Pferd abnehmen kann. Keine Weide mehr? Kraftfutter streichen? Fressbremse? Heu rationieren? Oder einfach mehr reiten? Eine Empfehlung, die man häufig hört: „ Dein Pferd muss mehr tun“ oder „Du musst dein Pferd mehr bewegen“.

Das richtige Training für adipöse Pferde ist entscheidend

Doch wie sieht das Training für adipöse Pferde aus? Kann man einfach mehr reiten und helfen zusätzliche Longeneinheiten?
Bevor man jetzt motiviert loslegt und sein übergewichtiges Pferd Runde um Runde im Galopp zum Schwitzen bringt, gibt es einige Grundlagen und Bedingungen für das Training zu beachten.

7 nicht zu unterschätzende Auswirkungen von Übergewicht bei Pferden

Abhängig vom Ausmaß des zusätzlichen Gewichts sind die Pferde nur eingeschränkt reit- und trainierbar. Hier folgen sieben nicht zu unterschätzende Auswirkungen, die Übergewicht für die Pferde bedeuten können…

Auswirkung #1: Belastung von Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder

Die überzähligen Pfunde belasten die Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder schon im Stand stärker, daher ist ein Training auf engen Kreisbahnen (<10 m), welches schon für gesunde, idealgewichtige Pferde schädigend ist, besonders in höheren Gangarten nicht zu empfehlen.

Auswirkung #2: Belastung von Muskeln und Faszien

Das Übergewicht belastet die Muskeln und Faszien, denn das Unterhautfettgewebe und die Fettpolster bewegen sich unkontrolliert und können so auch zu Verletzungen führen. Je schneller sich die Pferde bewegen, desto unkontrollierter wird die Bewegung des Fetts.

Auswirkung #3: die Funktion der Organe wird eingeschränkt

Überzählige Pfunde schränken die Organe in ihrer Funktion ein. Das viszerale Fett liegt um Lunge, Herz und Därme, durch den Platz, den das Fett im Rumpf einnimmt, können die Organe nicht physiologisch arbeiten.

Auswirkung #4: Belastung des Rumpftrageapparates

Adipöse Pferde leiden unter der zusätzlichen Belastung des Rumpftrageapparates so stark, dass viele Pferde durch die Masse an viszeralem und subkutanem Fett trageschwach sind. Diese Pferde haben bereits Problem ihr eigenes Körpergewicht zu tragen, ein Reiter würde die Strukturen nur weiter überlasten.

Auswirkung #5: schnellere Überhitzung des Pferdekörpers

Eine weitere Folge ist die schnelle Überhitzung des Pferdekörpers. Adipöse Pferde haben häufig durch das Übermaß an isolierendem Fettgewebe ein Problem mit ihrer Wärmeregulation, besonders bei heißeren Außentemperaturen und bei körperlicher Aktivität.

Auswirkung #6: Veränderter Bewegungsablauf

Dicke Pferde nutzen ihre Gelenke häufiger unphysiologisch und gehen passig, durch den veränderten Bewegungsablauf. Die Rumpffülle verhindert ein korrektes Untertreten der Hinterhand unter den Körperschwerpunkt, sodass versammelnde Lektionen nicht ohne Fehlbelastung möglich wären.

Auswirkung #7: Äußerung einer endokrinen Stoffwechselstörung

Und die daraus resultierende endokrine Stoffwechselstörung äußern sich meist schon in einer subklinischen Rehe oder in einer akuten Rehegefahr. Daher ist ein angepasster Hufschutz und –polsterung für zusätzliche Bewegung unerlässlich.

Wie sieht das Training für adipöse Pferde aus?

Konkret bedeutet dies, dass Pferde mit einem BCS > 6,5 nur noch eingeschränkt von leichten Reiter geritten werden sollten und ab einem BSC von 7 nicht mehr reit- oder trainierbar sind. Natürlich
können die Grenzen individuell etwas variieren und hängen auch vom Körperbau und der
allgemeinen Fitness ab, allerdings sind sie als Orientierung sehr hilfreich.

Ist das Pferd also (eingeschränkt) reitbar und darf trainiert werden, bietet ein Intervalltraining mit
niedriger Intensität das größte Fettverbrennungspotential. Ziel ist es hier möglichst lange im aeroben
Bereich zu trainieren. Meist ist ein Wechsel aus flotten Trab- und Schritt-Intervallen zur Erholung der
passende Trainingsreiz. Diese Art des Trainings kann unterm Reiter, als Handpferd, vor der Kutsche
oder an der Longe durchgeführt werden. Grundsätzlich sollten enge Wendungen und Sprünge vermieden werden, so sollte zum Beispiel beim Longieren auf große Bögen geachtet und möglichst große Ovale über die gesamte Reitbahn ausgeführt werden. Zum Reiten und für die Arbeit als Handpferd eignet sich natürlich das Gelände oder eine Oval- oder Renn-/ Galoppbahn mit einem möglichst festen, aber weichen Belag. Menschen, die selbst etwas für ihre Fitness tun wollen, können auch dem Muster folgend mit ihrem Pferd joggen. Der Wechsel zwischen dem Belastungs- und Erholungsintervall kann so lange ausgeführt werden, bis die Dauer für das Beruhigen der Atmung und des Pulses 5 Minuten überschreitet. Dann sollte das Training beendet werden, damit das Pferd nicht überlastet wird.

Ganz wichtig ist dann eine ausreichende Abkühlphase im Schritt, so wird unter anderem Muskelkater verringert und die produzierte Wärme langsam abgebaut. Auf diese Weise kann das Pferd etwa 3 bis 4 mal die Woche gearbeitet werden, wobei auch die Pausentage zwischen den Belastungen wichtig sind. Tage an denen kein gezieltes Training stattfindet, sollten trotzdem möglichst aktiv, zum Beispiel mit Spaziergängen, gestaltet werden.

Der Umgang mit nicht trainierbaren Pferden

Auch nicht trainierbaren Pferde profitieren von zusätzlicher Bewegung, auch wenn sie zunächst
durch diätische Maßnahmen Gewicht reduzieren müssen. Verschiedene Studien konnten zeigen,
dass schon rund 30 Minuten zusätzliche Bewegung die Insulinsensitivität verbessert. Zusätzlich
fördert Bewegung die Durchblutung, wodurch Abfallstoffe abtransportiert und Nährstoffe effizienter
in die Zellen transportiert und genutzt werden können. Gleichzeitig wird die Belüftung der Lunge
verbessert. Das angepasste Training regt ebenfalls den Zellstoffwechsel an. Hinzu kommt, dass auch
der Muskelabbau, der häufig eine Begleiterscheinung von Reduktionsdiäten ist, verringert
beziehungsweise im besten Fall kann sogar Muskulatur aufgebaut wird.

Bewegung und Training nur ein Baustein

All diese positiven Effekte sollten deutlich machen, dass Bewegung und Training ein wichtiger
Baustein auf dem Weg zum fitten, schlanken Pferd sind. Dennoch ist es nur ein Puzzlestück und sollte
immer mit einer angepassten Fütterung kombiniert werden. Auch wenn das Training die
Fettverbrennung anregt, muss insgesamt die Energieversorgung des Pferdes überprüft werden.

Mit der richtigen Fütterung zum langfristig gesunden Abnehmen

Ohne eine gut bilanzierte Fütterung wird das Pferd nicht langfristig und gesund abnehmen können.
Auch der Einfluss auf die Insulinsensitivität ist zeitlich sehr begrenzt, weshalb das Pferd sehr regelmäßig, am besten täglich, bewegt werden sollte. Hier kann auch eine Haltungsoptimierung unterstützend wirken, wenn durch neue Anreize eine Motivation für mehr Bewegung im Pferdealltag geschaffen wird.

Mit einem ganzheitlichen Ansatz hin zum gesunden, schlanken Pferd

Abschließend bleibt festzuhalten, dass mehr Bewegung und Training zu einer Gewichtsreduktion
dazugehören und gesundheitsfördernde Effekte haben, aber nur ein Teil des Gesamtkonzeptes sind.
Desweiteren ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die gesunde Abnahme einige Zeit in Anspruch
nimmt, da nur eine moderate Fettmobilisation von 0,5-1 % der Körpermasse pro Woche empfehlenswert ist.

Noch ein ganz wichtiger Hinweis zum Schluss: Selbstverständlich sollten Pferde immer nur dann zu
mehr Bewegung und Training animiert werden, wenn sie dies schmerz- und lahmfrei ausführen
können.

QUELLE:
https://www.team-huf.de/uebergewicht-bei-pferden/
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