Hallo und herzlich Willkommen im Forum
Die Frage wie lange ein Polsterverband nötig ist kann man pauschal nicht beantworten.
Auch die Art wie dieser konzipiert wird, welche Bereiche entlastet, welche zum Tragen mit herangezogen werden entscheidet maßgeblich darüber ob dieser Zielführend oder vielleicht sogar Kontraproduktiv ist.
Generell sollte die Zehe kurz, nicht druckbeaufschlagt und mittels halbmondförmiger Aussparung von Polster oder Einlage aus der Last genommen werden.
Sohle und Strahl sollten zum mittragen herangezogen werden.
Durch eine Hufrehe wird der Hufbeinträger, die innige Reißverschlussartige Verbindung von Hufbein zur Hornkapsel- unten als weiße Linie zu sehen, geschädigt oder je nach Ausmaß völlig zerstört.
Das bedeutet das das Hufbein quasi haltlos in der Hornkapsel liegt, rotieren oder absinken kann wenn man es nicht durch passende Maßnahmen (Polster, Bekleb, Beschlag o.ä.) von unten daran hindert.
Wo gestützt und wo entlastet werden muss zeigt sich deinem HS am besten durch aktuelle Röntgenbilder.
Diese zeigen nicht nur das Ausmaß der Zerstörung der inneren Strukturen sondern auch wo die Hornkapsel optimiert werden muss um dem Huf die Chance auf ein gesundes Herunterwachsen in Anbindung zu geben bzw. wo genau Polster, Stege usw. platziert sein müssen.
Egal wie weich ein Polster ist, wird es ganzflächig aufgebracht drückt es weiterhin was auch bei einer Strohmatte der Fall ist.
Stelle dir eine Druckstelle wie z.B,. Hühnerauge auf deinem Zeh vor.
Legst du flächig Watte darauf und ziehst den Schuh an wirst du wenig bis gar keine Schmerzreduktion erfahren.
Polsterst du aber nur um den schmerzhaften Bereich herum und sparst ihn dabei aus wird dich der Schuh nicht mehr quälen.
Besser sind also tiefe, verformbare Einstreu Varianten wie z.B. Späne, Torf, aufgeweichte zerfallene Holzpellets oder Sand.
Darin kann das Pferd seine Hufe selbst ganz wunderbar komfortabel stellen und hat eine gute Liegefläche weil diese häufiger benötigt wird als bei Hufgesunden.
Es ist ja generell wünschenswert wenn ein akutes Rehelein die Hufe still hält und diese nicht unter voller Gabe Schmerzmittel überbelastet.
Unter Schmerzmittel ist deshalb ausschließlich Eigenbewegung aber keine forcierte Bewegung angezeigt!
Vielleicht kannst du uns vom Polster mal ein Bild machen, ebenso von der erwähnten weich werdenden Stelle am Huf?
Warum ziehst du über den Polsterverband noch die Hufschuhe?
Die würde ich eher dann sehen wenn kein Polsterverband mehr gemacht wird und der Huf noch Unterstützung braucht.
In beiden Fällen, sowohl bei Polster als auch bei Hufschuhen, sind moderate Zeiten zum Lüften der Hufe dringend anzuraten um Fäulnisbildung
durch Aufweichen vorzubeugen.
Eventuell liegt hier die Ursache für deine Beobachtung zur "weichen Stelle"?
Ein Tipp von mir:
In die Hufschuhe lege ich persönlich immer die halbmondförmige ausgesparte Einlage mit einer Lage Haushaltspapier umwickelt. Das hält den Huf erstaunlich trocken und wird bei jedem Ausziehen gewechselt.
Bei einer endokrinen Hufrehe hilft kein Schmerzmittel das gleichzeitig Entzündungshemmer ist, sollte von daher allenfalls die ersten Tage zum kupieren der Schmerzen eingesetzt werden.
Wichtig ist Ursachenforschung zu betreiben und diese, einmal enttarnt, abzustellen.
Bei deinem Pony hat sich ein PPID mit hohem ACTH gezeigt und ihr habt mit 1/8 Tablette antherapiert. Diese Dosis würde ich übrigens bis zur Nachtestung, ca. 4 Wochen nach Erstgabe, beibehalten um keine Überdosierung zu riskieren.
Es hat sich bewährt sich der Dosis die erforderlich ist das ACTH in die jahreszeitliche Referenz zurück zu führen von unten zu nähern.
Die Dosis ist entgegen dem Beipackzettel weder Gewicht noch ACTH Werthöhe abhängig sondern absolut individuell!
Ist im Rahmen der PPID Diagnostik auch ein EMS Profil veranlasst worden?
Ponys, Robust oder spanische Rassen sind genetisch bedingt für IR (Insulinresistenz) prädisponiert was eigentlich ein geniales Überlebensphänomen in freier Wildbahn bei Kargheit und so betrachtet eigentlich nichts krankhaftes ist.
Ins Krankhafte kippt es erst dann wenn endokrine Schräglagen wie EMS/ ECS (hier ist oft eine Cushing induzierte IR begleitend) zum Tragen kommen oder die Ernährung nicht optimal oder zu reichlich gewählt wird.
Von daher gehört zur Ursachenforschung einer Hufrehe immer ein EMS/ ECS Gesamtprofil.
Dieses umfasst Glukose, Insulin GGT, Triglyceride (Fettstoffwechsel), Fruktosamine (Langzeitzuckerstoffwechsel) und ACTH
Sollte bisher nur ACTH getestet worden sein würde ich dir das Profil zur nächsten ACTH Kontrolle zur Therapieüberprüfung dringend ans Herz legen.
Ist die Ursache gefunden, PPID, EMS oder ECS, und findet dies therapeutisch und im Gesamtmanagement konsequente Berücksichtigung und schnelles handeln geht es dem Pferd i.d.R. sehr schnell ohne weiteres Zutun besser.
Wenn dann noch eine Rehegerechte Hufzubereitung nach RöBi stattfindet verzeichnet man schneller und nachhaltiger Erfolge als mit Schmerzmitteln und/oder Hufpolstern/ Schuhe.
Bezüglich der Auffälligkeit am Huf würde ich vermutlich, ohne das jetzt gesehen zu haben, keinen Puder verwenden sondern die jetzigen Maßnahmen überdenken und vielleicht mal die Hufe ohne alles lassen.
Wichtig:
Für uns ist es am PC sehr schwierig eine Situation in Gänze zu erfassen.
Wir sind daher auf viele Infos zu Haltung, Fütterung (ALLE Futtermittel, auch Heu in Kilo, Zufutter oder Zusätze, Mineralfutterangabe usw.) bisherige Maßnahmen, Röntgen und Körper und Hufbilder angewiesen um uns einen umfassenden Überblick zu verschaffen und konkret Rat geben zu können.
Von daher sind meine Ausführen relativ pauschal gehalten, erheben keinen absoluten Anspruch auf Richtig/ Vollständigkeit sondern dienen erstmal zur Orientierung und zum aufdröseln der Situation.
Wenn du meine Fragen beantworten und Fotos beibringen könntest können wir explizit auf dein Pönnchen und seinen Bedarf eingehen